Westerstede-Eggeloge/Oldenburg - „Trecker fahren ist bei uns der Renner“, weiß Dieter Hellmers. „Und Kälber mit dem Nuckeleimer füttern“, ergänzt Cornelia Hellmers. Die beiden bewirtschaften mit ihrer Familie nicht nur einen 260-Hektar-Hof mit 200 Kühen, Kälberaufzucht, Bullenmast und Getreideanbau im Westersteder Ortsteil Eggeloge. Sie vermieten auch ein Ferienhaus und bieten Urlaub auf dem Bauernhof an. Und diese Ferienform wird sowohl in Niedersachsen als auch bundesweit immer beliebter.

„Niedersachsen hat für jeden etwas zu bieten“, wirbt Vivien Ortmann, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Urlaub und Freizeit auf dem Lande (LAG) mit Sitz in Oldenburg, für Bauernhofferien. „Jede niedersächsische Region hat ihren Reiz; da findet wirklich jeder etwas.“ Mit zwölf Landwirten fing es 1972 bei der LAG an; jetzt machen rund 200 Höfe mit. Damals wurde meist einfach der Dachboden ausgebaut; heute bieten manche Höfe bis zu 15 bestens ausgestattete Ferienwohnungen. „Das Angebot ist in den fast 50 Jahren stetig gewachsen und professioneller geworden“, so die 34-Jährige.

Genauso bei den Hellmers. Auch sie haben Ende der 1990er Jahre zunächst den Dachboden ausgebaut. 2012 haben sie dann ein Haus auf ihrem Nachbargrundstück zu einem Ferienhaus umgebaut – mit vier Schlafzimmern und zwei modernen Bädern, für bis zu 16 Personen. „Wir waren immer schon ein offener Hof“, sagt die 56-jährige Gastgeberin. „Bei uns können die Gäste, wenn sie wollen, auch einmal selbst die Melkmaschine anlegen oder eine Kälbchen-Geburt miterleben.“ Ihr 58-jähriger Mann erklärt den Kindern gern, was auf seinen Feldern wächst. Kaninchen, ein Angelteich und natürlich Spielgeräte runden das Urlaubsangebot ab. „Die Tochter einer Familie aus Hildesheim ist nach mehreren Ferien bei uns selbst Landwirtin geworden“, erzählen die Hellmers gern.

„Man muss das Gastgeber-Gen in sich tragen und gern Kontakt zu Menschen aufbauen“, nennt Ortmann als Grundvoraussetzung. „Und man muss die Gäste am Hofleben teilhaben lassen.“ Wichtig sei auch, sich neue Dinge einfallen zu lassen und ständig auf die Qualität zu achten. „Die Ansprüche der Gäste steigen. Viele erwarten es im Urlaub inzwischen komfortabler als zu Hause“, weiß die Geschäftsführerin.

Das hat auch Cornelia Hellmers festgestellt. Sie und ihre Familie wollen jetzt in ihrem Ferienhaus einen Schlafboden für Kinder ausbauen. Und auch über WLAN denken sie nach. Das ist nicht nur bei Familien mit Kindern immer mehr ein Thema. Auch Seniorengruppen mit Fahrrädern wollen abends mal schnell im Internet nachschauen, was die Gegend für den nächsten Tag so bietet. „Da geben aber auch wir gern Tipps“, betont die Gastgeberin.


Vivien Ortmann sieht für Urlaub auf dem Bauernhof noch erhebliches Potenzial: „Die Nachfrage ist da.“ Der gesellschaftliche Wandel „spielt uns dabei in die Karten“. Nach der Hektik des Alltags wollten viele im Urlaub Ruhe finden. Es gebe eine „Sehnsucht nach Ursprünglichkeit“. Für die Gastgeber böten sich hier Möglichkeiten, die Städter wieder an die Landwirtschaft und die Erzeugung der Nahrungsmittel heranzuführen.

Cornelia und Dieter Hellmers freuen sich über solches Interesse an ihrem Landleben. Das erfahren sie besonders bei den Kindern. „Manchmal erleben wir es, dass die Kleinen sich nachts mit der Taschenlampe zum Stall schleichen, um ja nicht die Geburt eines Kälbchen zu verpassen“, freut sich Dieter Hellmers.