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Pro und Contra #allesdichtmachen – ist diese Kritik angemessen?

Oldenburg - #allesdichtmachen: Knapp 50 satirische Videos spalten Deutschland. Schauspielerinnen und Schauspieler kritisieren die Corona-Maßnahmen auf ihre Art. Ist das noch Ironie oder schon Zynismus? Das Netz scheint gespalten. Wie sehen das zwei NWZ-Redakteure?

PROTEST GEGEN CORONA-POLITIK Corona-Aktion spaltet Deutschlands Schauspielwelt

Dpa
Berlin

Pro: Guter Protest

Jasper Rittner, Redaktionsleiter Ammerland

Jasper Rittner, Redaktionsleiter Ammerland

Allein die Diskussion, ob Schauspieler in diesem Land kritisch ihre Meinung sagen dürfen, ist schon ein Skandal. Leben wir in einer Demokratie, in der die Meinungsfreiheit im Grundgesetz verankert ist oder in einem totalitären Staat, wo man für nicht-regierungskonforme Ansichten im Knast oder Arbeitslager landet?

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie erleben wir allerdings auch bei uns die Tendenz, dass Meinungen diffamiert werden. Wer die chaotische Corona-Politik der Bundesregierung kritisiert, wird schnell in die Querdenker-Schublade gesteckt. Dabei sollte es doch möglich sein, auf Missstände und Fehlentwicklungen bei der Pandemie-Bekämpfung hinzuweisen.

Gerade Schauspieler und Künstler, aber auch Gastronomen, Schausteller oder viele Einzelhändler leiden seit 14 Monaten. Perspektiven gibt es wenige bis keine. Hilfszahlungen kommen gar nicht oder unzureichend an. Da ist es doch völlig normal, sich zu Wort zu melden.

Ich finde die Aktion der Schauspieler originell und angemessen. Die kurzen Videos halten unserer Gesellschaft den Spiegel vor. Wir sollten uns alle freuen, dass man so kreativ Kritik bei uns äußern kann. Und mit maskenlosen Corona-Leugner hat das nun wirklich nichts zu tun.

Contra: Unerträglich

Christian Schwarz, Online-Redakteur

Christian Schwarz, Online-Redakteur

Die knapp 50 Videos der Aktion #allesdichtmachen sind schwer zu ertragen. Nicht, weil dort Menschen aus dem Schauspielbetrieb ihre Meinung sagen. Nicht, weil sie die Regierungspolitik kritisieren. Und auch nicht, weil sie der Maßnahmen müde sind und als Kulturschaffende zumindest zum Teil besonders darunter leiden. Aber ihr zynischer Ton macht mir schwer zu schaffen.

Angesichts von über 80.000 Toten in Deutschland (und die Zahl steigt weiter), gut 3 Millionen Infizierten, die zum Teil unter Langzeitfolgen leiden werden, und aktuell wieder am Rand der Erschöpfung arbeitenden Intensivmedizinern ist es einfach unanständig, die Maßnahmen derart überdreht darzustellen und dadurch ins Lächerliche zu ziehen.

Die Politik der Regierung(en) wird zurecht kritisiert, von allen Seiten. Übrigens auch von den Medien, Jan-Josef Liefers! Masken, Kontaktsperren, Homeschooling, Geschäftsschließungen – das nervt uns alle. Nicht nur die Macherinnen und Macher von #allesdichtmachen. Doch was, wenn wir all das nicht getan hätten? 100.000 Tote? 200.000? Welche Videos würden diese Leute drehen, wenn wir mit solchen Zahlen umgehen müssten?

Aber jetzt verbreite ich ja nur wieder Angst.

Jasper Rittner
Jasper Rittner Chefreporter Oldenburg-Stadt/Ammerland
Christian Schwarz
Christian Schwarz Online-Redaktion
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