Oldenburg - Wer mit Unternehmen in den vergangenen Jahren gesprochen hat, bekam fast überall die gleiche Klage zu hören. „Wir finden keine Leute!“ Nicht nur Fachkräfte sind Mangelware. Auch angelernte Arbeiter oder Aushilfen fehlen vielfach.
Männer und Frauen profitieren gleichmäßig
Die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bestätigt diesen Trend. Jahr für Jahr steigt die Zahl um ein bis zwei Prozent. Waren 2009 noch 68 676 Frauen und Männer in Arbeit, so stieg die Zahl 2019 (Stand 30. Juni) schon auf 84 385. Männer und Frauen profitieren gleichmäßig von der gestiegenen Beschäftigung. Mit 52,2 Prozent hat sich der Anteil der Frauen 2019 gegenüber 2019 (52,2 Prozent) kaum verändert, wie aus der Übersicht der Arbeitsagentur für das Stadtgebiet hervorgeht.
Grafik zeigt sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt Oldenburg
Grundlage der Erhebung sind die Angaben der Unternehmen an die Sozialversicherungen.
Sozialversicherungspflichtig sind im Wesentlichen Beschäftigte, wenn sie kranken-, renten- und pflegeversicherungs- sowie beitragspflichtig nach dem Arbeitsförderungsrecht sind.
Nicht zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zählen Beamte, Selbstständige, mithelfende Familienangehörige sowie Soldaten.
Deutlich gestiegen ist hingegen die Teilzeitarbeit. Der Anteil an der Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kletterte innerhalb von zehn Jahren von 27,3 Prozent auf 35,6 Prozent. Das dürfte zum einen den Bedürfnissen vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach einer größeren zeitlichen Flexibilität geschuldet sein.
Blick auf den Dienstleistungssektor
Eine weitere Erklärung bietet ein Blick auf die Branchen, die die meisten Arbeitsplätze anbieten: der Dienstleistungssektor, der vom Gastgewerbe über den Pflegebereich bis zum Einzelhandel reicht. Er stellt 88,3 Prozent aller Jobs. Das sind noch mal 2,8 Prozentpunkte mehr als zehn Jahre zuvor.
Oldenburg liegt mit dem Anstieg im Trend. Niederachsenweit legte die Beschäftigung um 22,9 Prozent zu, in Oldenburg um 23,3 Prozent.
Beamte und Dienstleister
Dass Oldenburg eine Stadt der Beamten und Dienstleister ist, zeigt sich indes in einer anderen Zahl, die deutlich vom Landeswert abweicht: In Oldenburg sind gerade mal 5,9 Prozent der Beschäftigten in einem produzierenden Unternehmen beschäftigt. Landesweit sind es mit 21,1 Prozent mehr als drei Mal so viel.
Grafik zeigt Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen
Stärker als im Landesdurchschnitt ist in Oldenburg etwa der Wirtschaftszweig Erziehung und Unterricht vertreten. Ebenso liegen die Beschäftigtenzahlen für Information und Kommunikation, Finanzdienstleistungen und Immobilien höher als die Vergleichszahlen auf Landesebene.
Auch die wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sind in der Universitätsstadt Oldenburg, die zudem viele Gerichte beherbergt, stark vertreten. Dazu gehören Rechtsanwalts- und Steuerberatungspraxen, Werbung und Marktforschung, Unternehmensberatung sowie Architektur- und Ingenieurbüros.
Günstige Voraussetzungen
Für die weitere Entwicklung der Beschäftigung verheißen Kurzarbeit und Umsatzeinbrüche nichts Gutes. Andererseits zeigt die hohe Beschäftigung: Die Corona-Krise hat Deutschland in einer Phase wirtschaftlicher Stärke getroffen. Die Voraussetzungen, die negativen Folgen bewältigen zu können, sind günstig.