Wildeshausen - Bei den leichten Minusgraden, die seit dieser Woche herrschen, sind viele froh, wenn sie im Warmen sitzen. Doch rund 1500 Mitarbeiter bei den 74 Straßen- und Autobahnmeistereien in Niedersachsen haben keine Wahl: Sie müssen auch bei diesem Wetter draußen arbeiten. Rund 150.000 Tonnen Streusalz stehen im gesamten Bundesland zur Verfügung, 2000 davon lagern bei der Straßen- und Autobahnmeisterei Wildeshausen.

Die derzeitigen Bedingungen bei leichten Minusgraden und Sonnenschein beschreibt Horst Dietz, Leiter der Meisterei, als gut. Wenn die Wettervorhersage zutreffen sollte, würden die Nächte kurz: „Bei Niederschlag müssen wir massiv streuen. Damit die Straßen um 6 Uhr frei sind, fahren wir spätestens um 3 Uhr los.“. Bis jetzt mussten fünf Volleinsätze gefahren werden, dabei wurden bereits 375 Tonnen Streusalz verbraucht. Bei einem Preis von 85 Euro pro Tonne sind dies bis jetzt Kosten in Höhe von knapp 32.000 Euro.

Auch die Arbeits des Wildeshauser Bauhofes wird durch die Wetterverhältnisse noch nicht eingeschränkt: Die Baumschnittarbeiten laufen ganz normal weiter. Und an den Seen wurden Schilder aufgestellt, damit die Eisflächen nicht betreten werden.

Für Rainer Städing, Sprecher für die Niedersächsischen Landesforsten im Nordwesten, bringt die Kälte viele Vorteile mit: „Wenn die Waldböden festgefroren sind, können wir in den Fahrgassen besser fahren, und es gibt keinen Matsch.“ Auch den Jägern komme das Wetter nicht ungelegen: „Das Wild ist länger auf Nahrungssuche, und es ist besser hörbar, wenn ein Wildschwein durch gefrorenes Laub läuft“, sagt Städing.

Förster sowie Spaziergänger müssen jedoch wachsamer sein: „Die meisten Unfälle passieren durch Stürze, etwa wenn jemand über eine gefrorene Erdkante stolpert“, warnt Städing. Auch beim Fällen von Bäumen müssten die Arbeiter wachsamer sein, denn gefrorenes Holz bricht anders. Eine weitere Schwierigkeit für viele Förster: „Die Farbe in den Sprühdosen, mit denen die Bäume markiert werden, friert ein.“


Die Straßen- und Autobahnmeisterei Wildeshausen profitiert ebenfalls von zugefrorenen Böden: „Unsere Kolonnen sind schwerpunktmäßig mit Gehölzpflegearbeiten beschäftigt“, berichtet Dietz. Konkret bedeutet dies, dass überhängende Äste und Totholz abgeschnitten werden. „Die Bauarbeiten kommen zum Erliegen, da das Asphaltgemisch bei Temperaturen unter Null Grad nicht verdichtet werden kann. Das ist aber auch so eingeplant.“

Beim Garten- und Landschaftsbaubetrieb Thoms-Meyer aus Wildeshausen haben die kalten Temperaturen Auswirkungen auf den Arbeitsalltag: „Viele Mitarbeiter nutzen das Wetter, um Überstunden abzubauen“, berichtet Betriebsleiter Georg Meyer. Viel tun könnten sie momentan nicht: „Bis minus zwei Grad können die Pflanzen noch geschnitten werden, danach würden sie leiden.“ Meyer hat zudem noch einen Tipp für alle Hobby-Gärtner: „Am besten ist es, gar nichts zu machen und auch das Laub liegen zu lassen, denn dieses schützt vor Kälte.“

Ähnlich sieht es beim Unternehmen Rang-Bau in Wildeshausen aus: „Unsere Beschäftigten arbeiten im Sommer „Gutstunden“ für das Jahresarbeitszeitkonto an, damit sie im Winter den Arbeitsausfall ausgleichen können“, sagt Geschäftsführer Helmut Rang. Denn bereits ab fünf Grad dürfe nicht mehr geklebt werden. Bei Minusgraden darf ohnehin nicht gebaut werden, dies habe mit der Qualitätssicherung zu tun.

Rang versucht, Innenarbeiten wie Sanierungen von Altbauten oder Umbauarbeiten in den Winter zu verlegen, damit ein Teil seiner Beschäftigten weiter arbeiten kann.Sollte das Wetter für längere Zeit so sein, dass nicht gearbeitet werden könne, greife eine Schlechtwetterkasse, die einen Teil des Lohns übernimmt. „Drei bis vier Wochen Schlechtwetter beziehungsweise Winter stellen uns vor keine Probleme. Mehr wären aufgrund der zurzeit hohen Auslastung allerdings ärgerlich, weil sich sonst Fertigstellungstermine verschieben könnten“, betont Rang.

Nils Coordes
Nils Coordes Online-Redaktion