Bremen - Die politische Debatte um die Bremer Eiswette und ihren Umgang mit Frauen spitzt sich weiter zu. Zwischen dem Rathaus und den Eiswettgenossen herrscht ein zunehmend eisiges Klima. Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) droht nun, im nächsten Jahr nicht mehr am Eiswettfest teilzunehmen.

Das ist diplomatisch mehr als deutlich und zugleich das Äußerste, was der Präsident des Senats tun kann. Denn die Eiswette ist eine private Veranstaltung – und wenn die Herrenrunde eine Herrenrunde bleiben möchte, dann kann sie das natürlich tun.

Sieling hatte seine Teilnahme am Stiftungsfest im Congress Centrum auf der Bürgerweide in diesem Jahr kurzfristig abgesagt. Er fuhr in Bremens Partnerstadt Danzig, um dort an der Trauerfeier für den langjährigen Danziger Bürgermeister Pawel Adamowicz teilzunehmen, der an den Folgen eines Attentats gestorben war. Sielings Vertretung ist nach dem Protokoll Bürgermeisterin Karoline Linnert (Grüne). Die luden die Eiswettgenossin allerdings nicht ein – sie ist ja eine Frau. Stattdessen erklärten sie Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) zu Sielings Vertreter.

Da wurde die Tradition über das Protokoll gestellt – mit dem kleinen Haken, dass die Sache bundesweit hohe Wellen geschlagen hat. Den hohen Symbolwert, der der Brüskierung Linnerts innewohnt, hat das Eiswettpräsidium entweder nicht gesehen oder schlicht ignoriert. „Selbst der Papst würde nicht eingeladen, wenn er eine Frau wäre“, erklärte Eiswettpräsident Patrick Wendisch.

Sieling ist nun sauer. Aus Danzig zurück, bestellte er Wendisch ins Rathaus. Dem Vernehmen nach brachte Sieling in einem längeren Gespräch zum Ausdruck, dass er das Vorgehen des Eiswettpräsidiums für nicht akzeptabel hält.

Öffentlich erklärte der Bürgermeister: „Dass Frauen von solchen Traditionsveranstaltungen ausgeschlossen werden, ist völlig aus der Zeit gefallen. Wir schreiben das Jahr 2019. Ich hoffe, dass der Eiswettverein seine Regeln entsprechend ändert. Sollte das nicht der Fall sein, werde ich im kommenden Jahr an der Veranstaltung nicht teilnehmen.“ Ein parlamentarisches Nachspiel steht ebenfalls an. Die Grünen-Fraktion fordert den Senat, den Bremerhavener Magistrat und den Bürgerschaftspräsidenten auf, nicht mehr am Eiswettfest teilzunehmen, „bis der Verein den Ausschluss von Frauen aufhebt“. So steht es in einem Dringlichkeitsantrag der Grünen für die Bürgerschaft.