Mittelberg - Cappuccino-Route, gemütlich klang das. Und nun keucht man steil bergauf, und ein Skifahrer nach dem anderen schießt talwärts vorbei. So ungefähr muss sich Wandern an der Autobahn anfühlen. Mit einem großen Unterschied: Auf Schnee ist das Ganze ein Trendsport – auf den die Winterindustrie nun reagiert.

Mit dem ersten Skitouren-Park Tirols wollen Gletscherbahn und Tourismusverband die wachsende Schar der Pistentourengeher ins Pitztal westlich von Innsbruck locken. Drei Aufstiegsspuren wurden markiert: eine leichte blaue, eine mittelschwere rote und die schwarze Cappuccino-Route, die über 620 Höhenmeter zum Café auf 3440 Metern Höhe führt. Die Spuren richten sich vor allem an Anfänger, die bei der Abfahrt im Tiefschnee nicht sattelfest sind, die sich keine Sorgen um Lawinen machen und nicht für viel Geld einen Bergführer engagieren wollen. Und an Ausdauersportler, fürs Training.

Der Park ist das Ende einer folgerichtigen Entwicklung. Anfangs waren viele Liftbetreiber in den Alpen wenig begeistert von den neuen Gästen, die ihre teuer präparierten Pisten hoch stiefelten, ohne einen Skipass zu kaufen. Als die Tourengeher aber immer mehr wurden, witterten manche ein Geschäft. Manche schalteten sogar ihre Lifte ab und konzentrierten sich ganz auf die meist jungen Trendsportler.

Nach eineinhalb Stunden steht der Bergführer Bernhard Auer (34) oben am Mittelbergjoch, auf 3150 Metern Höhe. Von dort hat man einen – um es tirolerisch zu sagen – gewaltigen Blick über den Gletscher auf die 3774 Meter hohe Wildspitze.

Viele Tourengeher schätzen die Sicherheit eines präparierten Skigebietes. Aufsteigen ohne Angst vor Gletscherspalten, abfahren ohne Angst vor Lawinen. Am Pitztaler Gletscher kommt noch ein Vorteil hinzu: Man kann die Saison früh starten. Und heute, an einem Wochenende im Dezember, ist die Piste morgens fast leer.

Wenig Gegenverkehr auch auf der Cappuccino-Route. Nach dem ersten Flachstück geht es knackig steil bergauf. Auf den letzten 200 Höhenmetern vor dem Belohnungs-Apfelstrudel helfen nur noch Spitzkehren. Wer die Cappuccino-Route geschafft hat, bekommt am Ende seiner Mühen nicht nur Kuchen im Gipfelrestaurant. Sondern auch einen Rundumblick von der Aussichtsplattform auf die Gipfel Tirols.