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Schifffahrt Kein Platz für Katastrophen-Romantiker

Peter Andryszak

Wilhelmshaven - Ruhig und mit feiner Bugwelle zieht der in den klassischen Farben seiner Reederei gehaltene Hafen-Schlepper „Stella“ entlang der Küstenlinie Wilhelmshavens Richtung Norden. Ein schönes Bild – ohne Zweifel – und das trotz des schon mittleren Alters. Der etwas über 30 Meter lange und elf Meter breite Traktor-Schlepper hat nämlich in diesem Jahr – top gepflegt und beinahe wie neu aussehend – schon seinen 20. Geburtstag erlebt und versieht, wie über seine gesamte Lebenszeit, eine Reihe ganz besonderer Aufgaben.

Routinierte Mannschaft

„Unsere eigentliche Arbeit als Feuerlöschschlepper besteht weniger darin, ständig brennende Schiffe zu löschen“, nimmt Kapitän Klaus Jäkel gleich zu Beginn des Bordbesuchs allen Katastrophen-Romantikern den Wind aus den Segeln. Vielmehr sei es eher ihre Aufgabe, alle für den eventuellen Einsatz nötige Technik und Ausrüstung in Ordnung zu halten sowie die Einsatzfähigkeit von Mannschaft und Schiff zu gewährleisten. Das riecht dann doch eher, ähnlich wie bei Notschleppern und Rettungskreuzern, nach unspektakulärer Routine an Bord.

Allerdings erfordere der Mineralöl- und Gasumschlag in Wilhelmshaven strengste Sicherheitsvorkehrungen und einen optimalen Brandschutz, so Jäkel weiter, von daher müsse über die gesamte Umschlagszeit ein Feuerlöschschlepper an Ort und Stelle sein. Und das sei der ganz spezielle Auftrag für die „Stella“, die zudem auch noch Einsatzzentrale für den gesamten Schleppereinsatz im Hafen ist und selber auch reguläre Assistenzarbeiten wie schleppend, haltend und drückend ausführt.

Der einzige Feuerlöschschlepper ist die „Stella“ natürlich nicht im Hafen. Vielmehr wird sie aktuell noch von dem kleineren „Florian“, der größeren „Bugsier 5“ und der noch größeren „Fairplay 35“ unterstützt. Und doch ist die „Stella“ eine Spezialistin: „Wir sind als einziger Schlepper mit einer Gaswarn- und schutzanlage ausgestattet“, ergänzt Erik Tamm, technischer Offizier an Bord. Da die „Stella“ insbesondere auch beim Assistieren von Gastankern eingesetzt wird, wurde ihr eine solche Anlage zur Absicherung für Schiff und Besatzung installiert. So könne im Notfall das Deckshaus unter Überdruck gesetzt und das Eindringen von Gasen verhindert werden.

Zum Aufspüren einer giftigen Belastung durch die fünf gängigen Problemgase sind vier Breitbandsensoren (Heck, Schornsteine, Peildeck) über das Schiff verteilt. „Allerdings, wenn wir wirklich Gase anmessen würden, verlassen wir das verseuchte Gebiet sofort. Ein längerer Aufenthalt darin ist uns nicht sicher möglich“, stellt der Kapitän klar. „Aber bis jetzt mussten wir das noch nie tun.“

Die „FiFi 1“-Feuerlöschanlage des 1998 gebauten Schleppers besteht aus zwei separaten Anlagen mit jeweils 1350 Kubikmeter Wasser pro Stunde bei 13,9 bar leistenden Löschpumpen. Jede wird von einer der Hauptmaschinen angetrieben. Das Löschwasser wird zu den auf einer Traverse zwischen den Schornsteinen stehenden zwei roten Wasserwerfern (Monitore) gedrückt, die von der Brücke aus elektronisch fernbedient werden. Der Backbord-Monitor kann zudem Löschschaum verteilen, der aus einem 20 Kubikmeter großen Schaumtank im Heck des Schiffes eingemischt wird.

Hoher Wasserdruck

Ergänzend dazu kann die „Stella“ über zwei Decksverteiler zu jeweils fünf Feuerlösch-B-Anschlüssen Löschwasser mit sehr hohem Druck für eine externe Brandbekämpfung abgeben. Zum Schutz vor Überhitzung des Schiffskörpers kann sie sich selbst auch noch unter eine Wasserschicht setzen. „Und nicht zu vergessen“, wirft Matrose Jörg Tews noch ein, „die Stella hat auch noch eine extra lange Leiter.“ Mit ihr könnten die Feuerwehrleute nicht nur acht Meter Freibord überwinden wie üblich, sondern 12,5 Meter.

„Für die Bekämpfung von Schiffsbränden ist in Wilhelmshaven die Städtische Feuerwehr zuständig“, erklärt Kapitän Jäkel. „Wir stellen nur das Schiff und die Technik und lagern deren Atemschutzausrüstung an Bord.“ Etwa 65 der 105 Feuerwehrleute seien in Schiffsbrandbekämpfung ausgebildet.

Für sie und ihre umfangreiche Ausstattung ist die „Stella“ im Notfall ein Zubringerschiff zur Schiffsbrandbekämpfung. Bei all dem sei niemals das Risiko außer Acht zu lassen, gibt Jäkel dem Besucher mit auf den Weg, dem Schiff, Mitfahrer und Besatzung bei ihrer Arbeit stets ausgesetzt sind.

Im Außenhafen von Wilhelmshaven an der Jade befinden sich fünf unterschiedliche Umschlagsanlagen, die jeweils für mehrere Schiffe gleichzeitig betrieben werden können. Einige dieser Anlagen sind direkt mit Produktionsbetrieben verbunden und bewältigen rund 97 Prozent des Gesamthafenumschlages von jährlich 25 bis 30 Millionen Tonnen.

Umschlagsanlagen sind neben dem Bulk Terminal Wilhelmshaven (BTW) – besser bekannt als Niedersachsenbrücke –, über das insbesondere Steinkohle entladen wird und dem Jade-Weser-Port (JWP), der vorwiegend für den Containerumschlag gedacht ist, eine Gas- und zwei Ölumschlagsanlagen.

Technische Daten der Stella, 1998 gebaut auf der Hitzler Werft in Lauenburg: 30,58 Meter lang, 11 Meter breit, Tiefgang 5,12 Meter, Pfahlzug 51 Tonnen, Geschwindigkeit 12 Knoten, Bremshaltekraft der hydraulischen Schleppwinde: 131 Tonnen, drei Mann Besatzung.

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