Bremen - Eine Gala kategorisch ohne Frauen: Die Bremer Grünen wollen gegen eine traditionelle, aber ihrer Sicht nach „zutiefst sexistische Veranstaltung“ klare Kante zeigen. Nachdem die stellvertretende Regierungschefin Karoline Linnert (Grüne) nicht zum Eiswettfest eingeladen wurde, gab es harsche Kritik. Die Grünen wollen das Thema nun ins Parlament bringen.

Ziel eines Antrags ist es, dass künftig weder der Regierungschef noch offizielle Vertreter von Senat und vom Magistrat der Stadt Bremerhaven an der Runde von etwa 800 Männern in Frack und Smoking teilnehmen. Dem Antrag müsse die SPD nun noch zustimmen, sagte der Pressesprecher der Grünen, Matthias Makosch, am Dienstag. Dies sei eine Grundbedingung im Koalitionsvertrag. Die SPD berät sich noch, sieht sich aber nah beim Koalitionspartner und will das Thema voraussichtlich im Februar ins Parlament bringen. Bei staatlicher Repräsentanz könne die Tür nicht einfach verschlossen bleiben, sagte der Sprecher der SPD-Fraktion, Matthias Koch. Ansonsten sei aber die Frage, ob man dem Verein vorschreiben könne, wen er auf die Gästeliste setzt.

Zuvor musste der zur Traditionsrunde am Samstag geladene Regierungschef Carsten Sieling (SPD) wegen der Trauerfeier für Danzigs Bürgermeister Pawel Adamowicz absagen. Protokollarisch hätte nun Linnert als Bürgermeisterin ihren Chef vertreten sollen. Doch die Einladung blieb aus. „Wen der Senat schickt, entscheidet laut Landesverfassung immer noch der Senat“, sagte Makosch.

Der Präsident der Eiswette, Patrick Wendisch, lies am Dienstag über sein Büro ausrichten: „Er steht für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung.“ Das Eiswettfest ist in seinem Selbstverständnis eine reine Männerrunde. Eine Frau hat noch nie teilgenommen. „Am Eiswettfest nehmen jedes Jahr knapp 800 Herren und zwar ausschließlich Herren teil. Ein Herrenabend mit Damen ist ja auch schlecht vorstellbar“, heißt es unmissverständlich auf der Homepage.

„In diesen Tagen ist klar geworden, dass das Eiswettfest eine zutiefst sexistische Veranstaltung ist“, sagte die geschlechterpolitische Sprecherin der Grünen, Henrike Müller. Linnert hätte gerne die Vertretung bei dem festlichen Spendenabend übernommen und reagierte via Facebook: „Wir feiern in Deutschland 100 Jahre Frauenwahlrecht – und die Eiswette hält es unter dem Deckmäntelchen der Tradition noch immer für richtig, Frauen auszuschließen.“

Auch Regierungschef Sieling reagierte mit Unverständnis und bestellte am Montag Wendisch ins Rathaus ein. Die ganze Diskussion habe Sieling bei der Trauerfeier erreicht und sehr geärgert, sagte sein Sprecher. In dem Gespräch habe er klar zum Ausdruck gebracht, dass er erwarte, dass die Regularien überdacht werden. „Dass Frauen von solchen Traditionsveranstaltungen ausgeschlossen werden, ist völlig aus der Zeit gefallen“, sagte der SPD-Politiker auf Anfrage. Sieling hoffe, dass der Eiswettverein seine Regeln entsprechend ändere. „Sollte das nicht der Fall sein, werde ich im kommenden Jahr an der Veranstaltung nicht teilnehmen.“ Damit wäre er nicht alleine, auch die Spitze der Handelskammer dürfte außen vor bleiben: Mit Janina Marahrens-Hashagen hat diese seit Montag eine Frau als Chefin.

Beim Eiswettfest kommen Hunderte Männer zusammen, um hinter verschlossenen Türen nach einem minuziösen Ablauf Spenden für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu sammeln. Den Brauch der Eiswette gibt es in Bremen seit 1828. Immer am Dreikönigstag am 6. Januar wird die Frage geklärt, ob die Weser zugefroren ist oder nicht. Die Eiswett-Genossen und ihre Gäste kommen dann am dritten Samstag im Januar zum Eiswettfest zusammen.