Berlin/Hannover - Die Kultusministerkonferenz (KMK) rechnet für den Zeitraum bis 2030 mit einem erheblichen Lehrermangel. Angesichts eines durchschnittlichen Einstellungsbedarfs von rund 31 900 Lehrern und etwa 31 200 Absolventen jährlich könnten künftig im Durchschnitt jedes Jahr etwa 700 Stellen nicht besetzt werden, heißt es in einer am Donnerstagabend veröffentlichten Prognose der derzeit in Berlin tagenden KMK. Stellen können vor allem in Berufsschulen, Grundschulen und in der Sonderpädagogik nicht besetzt werden.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt vor einem Bildungsnotstand und fordert ein Sofortprogramm. Als Reaktion auf den Lehrermangel würden Klassen vergrößert und Unterricht verkürzt, moniert der Deutsche Lehrerverband. Zudem würden die Länder versuchen, Pensionisten, Studenten und Seiteneinsteiger zu gewinnen.

KMK-Präsident Helmut Holter betont, die Zahlen zeigten den akuten Handlungsbedarf für alle Länder. „Wir sind gemeinsam dazu aufgerufen, jede Anstrengung zu unternehmen, um den künftigen Bedarf zu decken“, so der Kultusminister Thüringens (Linke). „Es müssen mehr Lehrer ausgebildet werden!“

Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) will den Lehrerbedarf besser langfristig planen. Eine neue Arbeitsgruppe von Kultus- und von Wissenschaftsministerium beschäftige sich mit der Lehrkräftebedarfsprognose, kündigte er an.

Laut der KMK-Prognose wird Niedersachsen im laufenden Jahr einen Bedarf an 3660 neuen Lehrereinstellungen haben, aber 360 Pädagogen weniger schließen ihr Studium ab. 2019 ist ein Einstellungsbedarf von 3410 Stellen prognostiziert – das Angebot übertrifft diese Zahl um 100 fertige Lehramtsabsolventen.

2020 steigt der Bedarf auf 4260 Stellen. Grund ist die Umstellung von einer achtjährigen auf die neunjährige Gymnasialzeit (G9). Der Prognose zufolge steht dem ein Angebot von 3500 fertig ausgebildeten Lehrern gegenüber – 760 zuwenig. Erst 2021 wendet sich der Trend. Dann wird es 100 Absolventen mehr geben als Einstellungsbedarf besteht.