Berlin - Ein Fußmatten-Spruch lautet: „Zuhause ist, wo die Jogginghose wohnt.“ Die Strumpfhose ausziehen, raus aus dem kneifenden Anzug, rein in die gemütliche und innen schön kuschelige Hose: Das ist für viele der perfekte Feierabend. Manche mögen das gar nicht. Es ist schon ein paar Jahre her, dass Karl Lagerfeld sein Urteil fällte: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“

An diesem Montag gibt es für alle Freunde der Sofamode wieder den „International Sweatpants Day“. Der entstand 2009 aus einer Faschingslaune heraus, ins Leben gerufen von Schulfreunden aus dem österreichischen Graz. Seitdem wird er jedes Jahr begangen, mittlerweile weltweit. Wer mitmachen will, trägt dann Jogginghose im Restaurant oder zur Arbeit.

Auf der Berliner Fashion Week war gerade ein schon länger anhaltender Trend zu sehen: Designer wie Kilian Kerner interpretieren die Jogginghose neu und machen daraus hippe Mode. In den Fitnessstudios gibt es Leute, die viel Wert auf gepflegte Klamotten und Hightech-Materialien legen. Sport, Büro und Alltag vermischen sich – der Trend dazu heißt „Athleisure“. Rapper wie Kanye West und Models wie Pamela Reif tragen zum Hype um Sportmode bei. Und bei Dior kostet die Trainingshose aus Kaschmir fast 2000 Euro.

Ist die gute alte Jogginghose, wenig gewaschen und ausgebeult, da nur noch was für den Schrebergarten oder den Gang zum Altglas-Container?

Viele Eltern würde das freuen: In manchen Familien wird hart verhandelt, wie oft in der Woche die Kinder in Jogginghose zur Schule gehen dürfen. Eine Schule in Schwaben machte 2015 mit ihrer Hausordnung ordentlich Schlagzeilen: Darin wird „angemessene und ordentliche Kleidung“ gefordert. Ein Zeichen gegen den Schlabberlook.

Wie steht es also 2019 um die Jogginghose? Der Berliner Modeunternehmer Andreas Murkudis klingt nicht so streng wie Lagerfeld. Mit den ausgebeulten Hosen auf der Straße kann er sich zwar nicht besonders anfreunden, aber zu Hause mag er es gemütlich. Das beobachtet er auch bei den Kunden in seinem Geschäft, wo es feinere Jogginghosen für 170 Euro gibt. „Die Leute kaufen es meistens für zu Hause.“

Designer Michael Michalsky findet: „Die Jogginghose ist die neue Jeans.“ Ob mit Streifen an der Seite, mit Karoprint oder in Pastelltönen, da seien der Fantasie keine Grenzen gesetzt. „Gut gestylt ist die Jogginghose sogar bürotauglich. Zum Beispiel in Kombination mit einer Seidenbluse und Pumps oder Hemd und Sakko.“

Gerd Müller-Thomkins, der Geschäftsführer des Deutschen Mode Instituts in Köln, sieht das Kleidungsstück stark im Wandel: „Die Jogginghose ist sowas von durch – wenn man berücksichtigt, was man früher darunter verstanden hat.“