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nordwest-zeitung

Kreuzfahrtschiffe Hohes Sicherheitsniveau auf Ozeanriesen

Berlin - Noch bevor die Leinen der „Mein Schiff 1“ von Tui Cruises losgeworfen sind, ertönt auf den Decks und in den Kabinen der Generalalarm. Passagiere strömen an den Sammelstellen zusammen. Während die Crew prüft, ob alle Passagiere da sind, versteckt sich ein Prüfer der Stiftung Warentest in seiner Kabine. Nach nur drei Minuten entdeckt ihn ein Crewmitglied. Unaufgeregt wie kompromisslos fordert er auf: mitkommen zur Sammelstation. Die Übung simuliert eine Evakuierung – am ersten Reisetag Pflicht für alle Kreuzfahrer.

Geschultes Personal

Auf je drei Schiffen von Aida Cruises, Costa Crociere, MSC Kreuzfahrten und Tui Cruises haben Inspektoren im Auftrag der Stiftung Warentest nach Sicherheitsmängeln gesucht. Die Experten, darunter Kapitäne und Schiffsbetriebsingenieure, gingen der Frage nach: Wie sicher sind Ozeanriesen mit Tausenden Menschen an Bord? Sie beobachteten die Besatzung bei der Evakuierungsübung, prüften Dokumente, inspizierten das Schiff – vom Pool übers Bordhospital bis zu Rettungswesten, Fluchtwegen und Relings. Zusätzlich bat die Stiftung Warentest um Übungen zur Bekämpfung von Brand und Wassereinbruch auf den Schiffen.

Die Prüfer überzeugten sich an Bord sowie in Überwachungszentren an Land von Notfallplänen und -systemen. Die Reedereien waren kooperativ und gewährten Einblick – vom Maschinenraum bis auf die Brücke („test“, 1/19).

Die vier großen Kreuzfahrtanbieter auf dem deutschen Markt und ihre Schiffe bieten ein hohes Sicherheitsniveau. Nach dem Unglück der Costa Concordia im Januar 2012 haben die Reedereien für ein verbessertes Notfallmanagement gesorgt. Die Inspektoren hat das überzeugt.

„Abandon Ship“, das Kommando zum Verlassen des Schiffs, gibt der Kapitän nur im absoluten Notfall; erst wenn etwa ein Brand außer Kontrolle gerät oder das Schiff zu sinken oder kentern droht. Die Crews im Test zeigten sich auf diese Ausnahmesituation vorbereitet.

Während der Übung zählten sie die Passagiere in den Sammelstationen mithilfe eines elektronischen Systems, für das sie die Bordkarten scannten. Aida und Costa betreuen Menschen mit Handicap bei Evakuierungen, aber auch im Bordalltag am besten, etwa mit intensiv geschultem Personal und Treppenraupen oder Tragehilfen. Blitz- und Vibrationsalarme warnen Hör- und Sehbehinderte.

Tipp: Geben Sie beim Buchen an, dass Sie im Notfall Unterstützung brauchen. Auch wenn Sie sehr groß oder schwer sind, sollten Sie es der Reederei vorab melden: Dann kann sie spezielle Rettungswesten oder gesondertes Personal einplanen.

Feuer und Wasser sind die größten Risiken an Bord. Brandgefährdete Orte gibt es zuhauf: Maschinenräume, Küchen, Wäschereien. Dringt Wasser durch ein Leck ein, kann es die Stabilität der Kreuzfahrtschiffe mit ihren hohen Aufbauten gefährden. Wie die Crews mit den Bedrohungen fertig werden, zeigten die Notfallübungen. Sie klappten auf allen Schiffen problemlos.

Sicher sind alle Schiffe im Test. Besonders Sicherheitsbewusste können darauf achten, ein Schiff mit Baubeginn, der sogenannten Kiellegung, ab Juli 2010 zu buchen. Seither müssen sie so konstruiert sein, dass sie trotz Schäden den Hafen erreichen können. In der jungen Tui-Cruises-Flotte erfüllen fünf von sechs Schiffen die Kriterien, bei Costa keines der elf. Für eine Evakuierung sind sie laut Stiftung Warentest dennoch gut gerüstet.

Unfälle am Pool

Häufiger als große Notfälle sind kleine Krisen an Bord. Dafür sind alle Schiffe im Test gerüstet. Unfällen am Pool könnten Aida, Costa und Tui Cruises besser vorbeugen: Nur bei MSC wachen ganzjährig Rettungsschwimmer. Die Bordhospitale leisten vor allem eine Erstversorgung. In Notfällen werden Passagiere mitunter ausgeflogen oder ausgebootet. Die Warentest- Inspektoren fanden Schwächen: Bei Costa fehlten Defibrillatoren in öffentlichen Bereichen, bei Aida teilweise.

Tipp: Die Stiftung Warentest empfiehlt, eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen, denn beispielsweise der Besuch des Bordarztes oder das Ausbooten können teuer werden.

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