New York - Die Website vote.org, die Amerikaner bei deren Registrierung vor Wahlen unterstützen will, besuchten bislang im Schnitt etwa 14 000 Menschen pro Tag. Dann kam Taylor Swift. Mit einer für sie ungewöhnlichen politischen Botschaft via Instagram hat die US-Sängerin aufgerüttelt und an ihre Fans appelliert: registriert euch, informiert euch über die Kandidaten, geht wählen! In den 24 Stunden nach dem Post sprang die Zahl der Nutzer auf 156 000.

Vier Wochen sind es noch bis zu den Kongresswahlen in den USA, bei denen das gesamte Abgeordnetenhaus und ein Drittel des Senats neu besetzt werden. Das Kräfteverhältnis zwischen Präsident Donald Trumps Republikanern und den Demokraten könnte sich deutlich verschieben. Swift hatte bisher mit ihren politischen Ansichten hinterm Berg gehalten. Woher also der Sinneswandel bei der Sängerin, die am Dienstagabend (Ortszeit) bei den American Music Awards in Los Angeles als Künstlerin des Jahres ausgezeichnet worden ist.

„Ereignisse in ihrem Leben und der Welt in den vergangenen zwei Jahren“ hätten sie zu einer „sehr anderen“ Haltung geführt, schreibt die 28-Jährige. „Ich kann niemanden wählen, der nicht gewillt ist, für die Würde aller Amerikaner zu kämpfen unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht und wen sie lieben.“ Den Namen des Präsidenten erwähnte Swift in ihrem Post über rund 850 Wörter nicht. Trump selbst steht bei den sogenannten Midterms am 6. November auch gar nicht auf dem Wahlzettel – sehr wohl aber gleichgesinnte Republikaner.

Eine davon heißt Marsha Blackburn, die in Swifts Heimatstaat Tennessee für einen Sitz im US-Senat kandidiert. Derzeit sitzt Blackburn im Abgeordnetenhaus. Bei Abstimmungen lag sie dort bisher zu 92 Prozent auf Trumps Linie, analysiert die Website „Five­ThirtyEight“. Blackburn hat gegen gleiche Bezahlung für Frauen gestimmt und arbeitet dagegen, die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgendern zu stärken. „Dies sind nicht meine Tennessee-Werte“, schreibt Swift zu Blackburn.

Tennessee ist stark republikanisch geprägt, seit 2000 gewannen dort nur Präsidentschaftskandidaten dieser Partei. 2016 stimmten 61 Prozent der Wähler in Tennessee für Trump. Demokratische Ballungsräume liegen nur um die liberaleren Städte Nashville und Memphis. Nun hat Swift die Karten auf den Tisch gelegt, woraufhin Trump Blackburn direkt zur Seite sprang. Er lobte ihre „gute Arbeit“ und fügte hinzu, dass er die Musik von Swift jetzt „ungefähr 25 Prozent weniger“ möge.