Ostfriesland/Nordwesten - Im Oktober nur im T-Shirt draußen herumlaufen oder sich bei der Eisdiele noch ein Eis schmecken lassen? Klingt skurril, war aber im vergangenen Oktober durchaus möglich. Denn es war ein sehr warmer Monat – sowohl hier in Ostfriesland, als auch deutschlandweit. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht von einem „extrem warmen Oktober mit Rekordpotenzial“ und betont: „Wir haben einen Oktober erlebt, dessen Temperaturen eher dem hierzulande typischen Mai entsprechen.“

Durchschnittstemperatur lag bei 12,5 Grad Celsius

Die Durchschnittstemperatur lag im Oktober mit 12,5 Grad Celsius um 3,5 Grad über dem vierteljährigen Mittel, schreibt der DWD in einer Mitteilung. Hier im Nordwesten war es in Friesoythe sogar der drittwärmste Oktober seit 1947 und in Bremen der viertwärmste seit 1890. Das teilte Oliver Weiner, Klima- und Umweltberater beim Deutschen Wetterdienst, auf Nachfrage unserer Redaktion mit.

Die Klima-Messstationen auf der ostfriesischen Halbinsel befinden sich auf Borkum, Norderney, in Emden, Wittmundhafen und in Hooksiel. Norderney und Emden hatten am 27. Oktober ihre Temperaturhöchstewerte für den Monat gemessen. Nämlich 18,9 Grad auf Norderney und 19,8 Grad in Emden, ist den Daten des Deutschen Wetterdienstes zu entnehmen. Hooksiel erreichte am 28. Oktober seinen Höchstwert mit 20,5 Grad und Wittmundhafen sowie Borkum am 30. Oktober mit 21,1 Grad (Wittmundhafen) und 19,3 Grad. Der niedrigste gemessene Wert war 13,7 Grad am 5. Oktober in Emden.

Zum Vergleich: Im Oktober 2021 war der höchste gemessene Wert auf der ostfriesischen Halbinsel 18,1 Grad. Dieser Wert wurde am 3. Oktober vergangenen Jahres in Hooksiel erreicht. Die Oktober-Höchsttemperaturen in 2021 wurden bei den anderen Messstationen wie folgt erfasst: Wittmundhafen 17,6 Grad am 4. Oktober, Emden 17,6 Grad am 19. Oktober, Borkum 17,3 Grad am 4. Oktober und Norderney 17 Grad am 4. Oktober.

Auffälligkeiten

Laut Weiner gibt es immer mal wieder relativ milde Herbstmonate. Beispielsweise seien die Oktobermonate in den Jahren 1995, 1989 und 1969 sehr warm gewesen. „Auffällig ist die Häufigkeit, mit der solche Ereignisse in jüngerer Zeit vermehrt und über das ganze Jahr verteilt auftreten“, sagte Weiner gegenüber unserer Redaktion. Wie hoch der Anteil des Klimawandels am sehr warmen Oktober 2022 ist, lasse sich noch nicht eindeutig sagen, so der DWD. „Die Wahrscheinlichkeit des Einflusses durch den Klimawandel ist aber deutlich gestiegen: Das gesamte Jahr 2022 wird mit hoher Wahrscheinlichkeit schon wieder eines der wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn.“ Die Häufigkeit solcher Ereignisse lasse sich laut Weiner fachlich nur mit dem sich verändernden Klima erklären. „Zum Beispiel damals, 1969, war ein derart warmer Oktober die Ausnahme. Heute ist die Wahrscheinlichkeit, dass das häufiger passiert, durch den Klimawandel deutlich gestiegen.“

Prognosen für den Winter

Doch lassen sich aufgrund es warmen Oktobers schon Prognosen stellen, wie der kommende Winter aussehen könnte? „Nein und ja“, sagte Weiner. „Grundsätzlich wissen wir im Detail nicht, wie der kommende Winter ausfallen wird. Was wir dagegen bestimmen können, sind tendenzielle Einschätzungen zu saisonalen Klimavorhersagen beziehungsweise Witterungsvorhersagen.“ Beispielsweise lag im Zeitraum 1991 bis 2020 das Klimamittel von Dezember bis Februar bei 2,1 Grad Celsius. Die Vorhersage für Dezember 2022 bis Februar 2023 sagt mit Blick auf das Klimamittel aktuell ein Plus von 0,5 Grad Celsius voraus.

Die milden Temperaturen im Oktober haben den Gasverbrauch sinken lassen.

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Maike Hoffmeier
Ostfriesland
Maike Hoffmeier
Maike Hoffmeier Ostfriesland-Redaktion/Leer