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Corona-Selbsttest und Impfung Wie sicher ist der Familienbesuch zu Ostern?

Marc Fleischmann

Berlin - Ostern steht erneut im Zeichen des Coronavirus. Neben Abstands- und Hygieneregeln sind zwei Dinge im Vergleich zum Vorjahr anders: Impfungen und Selbsttests sollen helfen, die dominierende Virusvariante B.1.1.7 von der Familie fernzuhalten. Was man vor Ostern darüber wissen sollte: Selbsttests vor der Familienfeier: Wie viel Sicherheit bietet das?

Das Osterfest trifft auf rasant steigende Infektionszahlen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen (7-Tage-Inzidenz) hat sich im Vergleich zu Ende Februar mehr als verdoppelt. Das Robert Koch-Institut (RKI) macht dafür vor allem die Ausbreitung der ansteckenderen und wohl auch häufiger tödlich endenden Virusvariante B.1.1.7 verantwortlich.

Politik und Wissenschaft setzen auf Schnell- und Selbsttests

Um das Coronavirus in Schach zu halten, setzen Politik und Wissenschaft auf Schnell- und Selbsttests. Diese sogenannten Antigentests, die in Abstrich-Proben Proteine aus der Virushülle (Antigene) nachweisen, könnten vor einem Familienbesuch zum Einsatz kommen. Aber wieviel Sicherheit bieten diese tatsächlich? Das ist im Einzelfall gar nicht so leicht zu beantworten.

Welcher Profi-Schnelltest, der in Arztpraxen, Apotheken oder Testzentren gemacht werden kann, überhaupt zum Laien-Selbsttest für zuhause taugt, entscheidet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Nach dem Antrag des Herstellers gehe es in einer Prüfung darum, ob der Laie den Test anwenden könne, erklärt BfArM-Sprecher Maik Pommer. Beim Selbsttest etwa solle der Abstrich im Vergleich nicht zu tief in der Nase notwendig sein.

Schnelltest muss bestimmte Kriterien erfüllen

Bevor ein Selbsttest ohne professionelle Hilfe verwendet werden kann, ist dieser bereits als Schnelltest im Einsatz. Dabei sollten bestimmte Mindestkriterien erfüllt sein - etwa eine Sensitivität von mindestens 80 Prozent. Das heißt: Bei vier Fünftel aller Infizierten mit Symptomen muss das Ergebnis auch beim Schnelltest positiv ausfallen. Diese Untersuchungen finden laut PEI ausschließlich unter Laborbedingungen statt.

Einer der beim BfArM aufgelisteten Selbsttests kommt in einer klinischen Studie des Herstellers beispielsweise auf eine Sensitivität von 82,5 Prozent. Bei Proben mit hoher Viruslast beträgt sie demnach sogar 91,2 Prozent.

Je höher die Viruslast, umso besser funktionieren die Tests

Für die Hamburger Biometrikerin Antonia Zapf sind das Werte, die nur mit einer hohen Viruslast erreicht werden können: „Je höher diese ist, desto besser funktionieren die Tests.“ Die stellvertretende Direktorin des Instituts für Medizinische Biometrie und Epidemiologie am Universitätsklinikum Eppendorf verweist exemplarisch auf eine klinische Studie, in der der gleiche Test je nach Viruslast verschiedene Sensitivitäten erreichte. Bei hoher Viruslast kam er auf 97 bis 100 Prozent, bei niedriger aber nur auf 12 bis 18 Prozent.

Wer stark ansteckend ist, wird eher erkannt

Das bedeutet, dass Menschen, die stark ansteckend sind, eher erkannt werden. Im Mittel erreichte der Test der Studie zufolge eine Sensitivität von 72,5 Prozent. Für Zapf heißt das: „Bis zu 30 Prozent der Infizierten fallen nicht auf.“

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam jüngst auch ein internationales Wissenschaftsteam. Schnelltests liefern demnach bei Menschen mit Covid-Symptomen genauere Ergebnisse als bei Infizierten ohne Krankheitsanzeichen. Dazu werteten die Forscher Studien von Coronatests aus, die von geschultem Personal durchgeführt werden - also keine Laien-Selbsttests.

Bei zwei untersuchten Schnelltest-Kits fanden die Forscher heraus, dass von den Covid-Patienten mit Symptomen im Schnitt 72 Prozent korrekt erkannt wurden, bei denen ohne Krankheitszeichen waren es 58 Prozent. Das BfArm listet insgesamt mehr als 250 Schnelltest-Produkte auf.

Oma ist geimpft: Wer ist jetzt wie geschützt?

Deutschland kommt langsam mit dem Impfen vorwärts. Über zehn Prozent der Bevölkerung haben die erste von zwei Dosen erhalten. Vorrangig wurden zunächst Hochbetagte und Schwerstkranke geimpft. Ist das ein Freifahrtschein für ein Treffen mit den Großeltern?

In Deutschland sind über die EU vier Impfstoffe zugelassen, wovon derzeit drei im Einsatz sind. Die Wirksamkeit wird bei Astrazeneca laut einer neueren Studie mit größerem Abstand zwischen den Dosen mit 82 Prozent angegeben, bei den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna mit über 90 Prozent.

Diese Angaben zum Impfschutz beziehen sich dabei zunächst auf das Verhindern von Krankheiten - und nicht auf das Verhindern symptomloser Infektionen. Analysiert wurde der Impfschutz nach sieben (Biontech) bis 14 Tagen (Moderna, Astrazeneca) nach Gabe der zweiten Dosis. Das heißt: Entscheidend für den Besuch bei den Großeltern ist auch, wann diese geimpft wurden. Wenn die erste Dosis etwa erst eine Woche her ist, kann der Impfschutz noch nicht vollständig sein.

Je nach Viruslast können sich auch Geimpfte noch anstecken

Der Immunologe Carsten Watzl vergleicht das mit einem Regenschirm, der erst nach der zweiten Dosis voll aufgespannt wird. Oma und Opa seien dadurch geschützt, erklärt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, aber „durch die steigende Inzidenz kann der Regen mal in einen Sturm übergehen“. Der Experte warnt: „Je nach Viruslast können sich auch Geimpfte noch anstecken.“

Osterspaziergang ist besser als drinnen treffen

Auch Jürgen Bauer, Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie, sieht noch keine große Entspannung: „Wir sind in einer schwierigen Phase der Pandemie.“ Als Beispiel nennt er positive Tests bei bereits Geimpften: „Es besteht ein Restrisiko von 10 bis 20 Prozent.“ Das könne im Fall der Oma symptomlos verlaufen, sich aber auch als leichte, selten als schwerere Erkrankung äußern. Bauers Ratschlag für die Festtage: ein Osterspaziergang. „Gehen Sie nach draußen!“

Neben der Gesundheit der Großeltern bleibt die Frage, inwieweit die Geimpften das Virus trotzdem in sich tragen und weiterverbreiten können. Das ist nach RKI-Angaben zwar „zurzeit noch unsicher“, doch Hoffnungen machen derweil neue Untersuchungen.

In Studien aus Israel und Großbritannien konnte gezeigt werden, dass das Infektionsrisiko unter Biontech-Geimpften rund 90 beziehungsweise 85 Prozent kleiner war als bei Nicht-Geimpften. „Geimpfte sind sicherlich deutlich weniger ansteckend, aber halt auch nicht komplett geschützt“, sagt Immunologe Watzl. Auch für Astrazeneca gibt es positive Studienergebnisse in diese Richtung.

Der Besuch bei den Großeltern wird nach Watzls Ansicht dann wie vor der Pandemie, „wenn wir die Herdenimmunität erreicht haben“. Dann werde es „nur noch hin und wieder leicht regnen und die meisten durch ihren Impfregenschirm trocken bleiben“, so der Immunologe.

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