Wie dreht man einen spannenden Actionfilm? Wenn das einer weiß, dann John Hyams. Schon als Kind beobachtete er genau, wie sein Vater Klassiker wie „Outland – Planet der Verdammten“ drehte. Später gelangen ihm mit zwei Filmen der „Universal-Soldier“-Reihe überraschende Erfolge. Hier erzählt der 53-Jährige, wie er die Gelegenheit nutzte, als sie sich ihm bot.

Wie war das, als Sohn eines berühmten Actionfilmregisseurs aufzuwachsen?

John HyamsImmer nach der Schule habe ich mich auf den Filmsets herumgetrieben. Als ich etwa sechs Jahre alt war, sah ich meinen Vater, wie er am Set von „Capricorn One“ seitlich auf einem Sitz an einen Hubschrauber geschnallt wurde. Er hat die Szene dann im Flug gedreht. Ich fand das unglaublich! So etwas Wildes wollte ich später auch machen.

Dann war Ihnen also schnell klar, dass Sie Regisseur werden wollten?

HyamsNicht ganz. Michael Westmore, ein sehr berühmter Maskenbildner in Hollywood, hat mir und meinen Brüdern nach „Capricorn One“ seine Utensilien geschenkt. Damit haben wir uns Wunden und Pusteln für unsere eigenen Filme geschminkt. Ich wollte dann eher Maskenbildner werden. Aber schon am Set von „Outland“ habe ich gewusst, was ich an Filmen mag: Action, Gewalt – und dass sie eine eigene Welt erschaffen.

Was ist denn das Geheimnis eines richtig guten Actionfilms?

HyamsEs geht um Bewegung und Geschwindigkeit. Und es ist wichtig, die Action zu einer subjektiven Erfahrung des Publikums zu machen. Wenn die Kamera alle möglichen Perspektiven von weiter weg einnimmt, lässt sie das Publikum nicht richtig teilhaben. Ich gehe mit der Kamera gern mitten ins Geschehen. Und ich achte auf enge Räume. Dann wirken die Bewegungen der Darsteller viel dynamischer. Das wichtigste aber ist der Sound. Die richtigen Geräusche etwa von quietschenden Reifen bei einer Verfolgungsjagd können den Ausschlag geben, ob eine Szene funktioniert.

John Hyams

John Hyams wird gemeinsam mit seinem Vater Peter Hyams beim Internationalen Filmfest Oldenburg mit einer Retrospektive geehrt.

Der heute 53-Jährige hat als Kind miterlebt, wie sein Vater Actionklassiker wie „Unternehmen Capricorn“ (1978) oder „Outland – Planet der Verdammten“ (1981) gedreht hat.

Als Regisseur hat John Hyams zunächst Dokumentationen wie „The Smashing Machine (2002) gedreht. Außerdem arbeitete er für die Fernsehserie „New York Cops – NYPD Blue“. Mit zwei Filmen aus der Reihe „Universal Soldier“ erlangte er größere Aufmerksamkeit.

Wie sind Sie dazu gekommen, eine Fortsetzung von „Universal Soldier“ zu drehen?

HyamsEigentlich sollte ich nur Bruce Willis bei einem anderen Film helfen. Er sollte Regie führen und die Hauptrolle spielen, wirklich ein feiner Kerl. Doch eine Woche vor Drehbeginn ist das Projekt geplatzt. Der Produzent drohte viel Geld zu verlieren und brauchte dringend einen Film. Gleichzeitig hatte er Verbindlichkeiten mit Jean-Claude Van Damme offen. Und es gab noch ein altes Drehbuch zu einer „Universal-Soldier“-Fortsetzung. So kam alles zusammen – und ich ergriff meine Chance. Ich wollte den Stoff nach meinen Wünschen interpretieren. „Universal Soldier: Regeneration“ ist dann ja auch düsterer geworden als das Original von Roland Emmerich.

Stimmt, doch erst bei „Universal-Soldier – Day of Reckoning“ von 2012 hatte ich den Eindruck, dass dies wirklich Ihr Film war. Stimmen Sie zu?

HyamsJa. Der Unterschied war, dass ich vorher mit einem vorhandenen Drehbuch arbeiten musste. Diesmal kam man zu mir und fragte mich nach einer Idee. Ich wollte die Action diesmal als Horror inszenieren und das Publikum mit brutaler Gewalt verstören. Regisseure wie Michael Haneke, David Cronenberg und Gaspar Noé haben mich dabei sehr beeinflusst.

Hätten Sie diese Ideen nicht lieber mit frischen Darstellern umgesetzt als mit den alten Haudegen Van Damme und Lundgren?

HyamsWissen Sie, ich hätte das Projekt ablehnen und auf die richtige Gelegenheit warten können. Aber ich dachte, vielleicht bekomme ich nie wieder die Chance, einen Film zu machen. Ich habe eben die Gelegenheit genutzt, die sich mir geboten hat. Als ich den fertigen Film abgeliefert hatte, gab es einige Bedenken, weil ich mich so weit von der Grundidee der „Universal-Soldier“-Reihe entfernt hatte. Doch als der Film gezeigt wurde, gab es sehr freundliche Kritiken in Magazinen wie „The Atlantic“. Ich denke, es hat funktioniert.

Timo Ebbers
Timo Ebbers Online-Redaktion (Ltg.)