Oldenburg/Emden - Vom „Traum eines Physikers“ über eine Nussschale in der Südsee zum Transportmittel der Zukunft – einige Stationen aus dem Leben von Dr. Walter Neu, Professor an der Hochschule Emden/Leer.
Der Traum vieler Physiker ist es, am CERN in Genf zu arbeiten. Walter Neu hat dort seine Doktorarbeit geschrieben. Nach dem Studium an der Uni Mainz und Diplom in der Arbeitsgruppe Experimentelle Atom- und Kernphysik wechselte er als deren abgeordneter Wissenschaftler zum CERN: „Das war extrem interessant. Wir haben Experimente mit Kollegen/innen aus der ganzen Welt durchgeführt“, erzählt der 63-Jährige.
Auf die Physik gekommen ist Neu, weil er verstehen wollte, was warum wie funktioniert: „Nach der Schule dachte ich, schon sehr viel zu wissen und das im Studium nur noch zu vertiefen. An der Uni habe ich aber festgestellt, dass auch in der Physik nicht alles so klar ist, dass wir die Weltformel (noch) nicht kennen.“
Einmalige Kooperation
Nach der Zeit am CERN, wo er sich mit Grundlagenforschung beschäftigt hatte, wollte Neu etwas Anwendungsbezogeneres machen. Die Möglichkeit bot sich am neuen Laser-Laboratorium in Göttingen, das er als einer der ersten Wissenschaftler mit aufbaute, während seine Frau als Lehrerin am Gymnasium in Herzberg verbeamtet wurde.
In Göttingen arbeitete der Physiker an der Entwicklung einer optischen Glasfaser für UV-Laser in der Halbleiterproduktion. Darüber ergab sich der Einstieg in die medizinische Physik, der ihm den Weg an die Fachhochschule Ostfriesland ebnete. Die Familie zog nach Leer, kurz nach der Geburt der Tochter.
Bald kam neben Emden auch Oldenburg als Arbeits- und vor zehn Jahren auch als Wohnort ins Spiel. Denn mit Engineering Physics schufen die Hochschule Emden/Leer und die Uni Oldenburg einen vor 26 Jahren einzigartigen Kooperationsstudiengang.
Wie bei Piraten
Nach einer Dekade als Professor hatte Neu die Chance, einen Jugendtraum zu verwirklichen: Einmal in der Südsee zu segeln. Er konnte bei einer Weltumseglung von Fidschi bis Neuseeland dabei sein. „Wir haben auf dem Markt in Suva Lebensmittel für sechs Leute und drei Wochen gekauft. Die Yacht sah aus wie bei den Piraten: In der Messe und den Kajüten haben wir Netze gespannt, in denen Ananas, Bananen und andere Frischwaren lagen.“
„Es war einfach unbeschreiblich in einer Nussschale mitten auf dem Pazifik abseits aller Schifffahrtsrouten unterwegs zu sein. Das Kreuz des Südens, der Sternenhimmel, der Pazifik – es war unfassbar schön. Aber auch sehr verlassen. Einmal sagte der Skipper: Es besteht die Chance, dass wir gerettet werden, wenn wir etwa einen umhertreibenden Container rammen. Dann sendet eine Rettungsboje automatisch einen Notruf mit unserer Position an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. In zwei bis drei Wochen kann dann ein Schiff an dieser Position ankommen.“
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-Emissionen im Griff
Über sieben Studierende, die am HyperpodX-Wettbewerb teilnehmen wollten, ist Neu zur Forschung an einer Transportmöglichkeit der Zukunft gekommen. Denn bei der Hyperloop-Technologie fährt eine Transportkapsel durch eine Röhre, in der ein Vakuum herrscht. „Das spart extrem viel Energie. Fährt ein ICE mit 250 Stundenkilometern, werden über 80 Prozent der Antriebsenergie benötigt, um den Luftwiderstand zu überwinden. Da es bei Hyperloop praktisch keinen Luftwiderstand gibt, ist die Energieeinsparung enorm.“
„Die Technologie wäre ideal, um zum Beispiel den Jade Weser-Port anzubinden. Die Anwohner an der Strecke hätten weder Lärm- noch Feinstaubbelästigung gehabt. Und hinter den bestehenden Lärmschutzwänden der Bahn wären die Röhren auch nicht aufgefallen“, so Neu. Aber das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der Bahnstrecke war bereits abgeschlossen als die Wissenschaftler ihren Vorschlag einbrachten. „Da fehlte die Entschlossenheit zur Umsetzung. Wir setzen darauf, dass wir im Rahmen eines EU-Projektes in Wolfsburg zeigen können, dass die Technologie funktioniert. Denn das ist wirklich eine Möglichkeit, die CO