Emden - In der Folge des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine schnellen nicht nur in Emden, sondern bundesweit die Benzin-, aber auch die Dieselpreise im März in die Höhe. Ein Liter für über zwei Euro sind plötzlich ein Dauerzustand. Am 11. März kostet ein Liter Diesel 2,321 Euro, bei E10 wird der bisherige Höchstwert mit 2,203 am 14. März erreicht. Immer mehr Menschen versuchen, das Auto häufiger stehen zu lassen. Dann greift die Regierung ein und erlässt einen dreimonatigen Tankrabatt – und führt im selben Zeitraum das 9-Euro-Ticket für Busse und Bahnen ein. Durch die Senkung der Energiesteuer soll der Benzin-Preis rechnerisch um 35 Cent, der Preis für Diesel um 17 Cent sinken.
Im Juni purzeln die Preise
Und tatsächlich: Anfang Juni purzeln, nach einigen Tagen Vorlaufzeit, die Preise und bleiben mehr oder weniger konstant für die kommenden Wochen. Zugleich erfährt das 9-Euro-Ticket viel Akzeptanz, sorgt aber nicht für weniger Nachfrage an den Zapfsäulen: „Im eher ländlich geprägten Netz haben wir nicht gemerkt, dass die Leute auf den ÖPNV umgestiegen sind“, sagt Pressesprecherin Franziska Lorey vom Emder Mineralölhändler Score. Im Gegenteil: „Im Juni wurde im Vergleich zum Mai sogar mehr getankt.“ Doch die Rabattierung ist begrenzt und so bilden sich Ende August lange Schlangen an den Zapfsäulen in und um Emden.
Dass die Nachfrage zum Ende August deutlich steigt, bemerkt auch Lorey: „Wir haben von Montag bis Mittwoch eine stark steigende Nachfrage beobachtet.“ Dabei sind die Preise schon in den letzten zwei Augustwochen merklich gestiegen. Und sie steigen weiter: Denn direkt zum 1. September bewahrheitet sich, was viele Autofahrer befürchtet haben: Schon am ersten Morgen nach Auslaufen des Rabatts durchbrechen Diesel- und Benzinpreis erneut die Zwei-Euro-Marke. Über den Tag hinweg schwanken die Preise allerdings stadtweit deutlich.
Kein Abschiedsschmerz
Abschiedsschmerz kommt beim Tankrabatt trotzdem nicht auf: Selbst der ADAC fordert keine Fortsetzung, im Gegenteil. Das wäre in Zeiten knapper Kraftstoffe und guter Gründe fürs Spritsparen das falsche Signal, heißt es. Und auch der Logistikbranche hat der Rabatt nicht weitergeholfen, sagt Dirk Engelhardt vom Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung.