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nordwest-zeitung

Forschung Schützt intakte Natur vor Pandemien?

Christoph Driessen

Bonn - In Zukunft drohen nach Überzeugung von Forschern noch viel verheerendere Pandemien als Corona – es sei denn, die Menschheit stellt sich fundamental um. Wie alle Pandemien werde auch die derzeitige angetrieben durch menschliche Aktivität. Das betonen 22 Experten in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht für den in Bonn ansässigen Weltbiodiversitätsrat IPBES.

schlechte Nachricht

Geschätzt werde, dass noch 1,7 Millionen unentdeckte Viren in Säugetieren und Vögeln existierten – von denen bis zu 850 000 Arten auch Menschen infizieren könnten.

Es wird davon ausgegangen, dass der Covid-19-Erreger auf einem Wildtiermarkt in Wuhan in China auf den Menschen übergesprungen ist. Um zu verhindern, dass sich so etwas wiederholt, müssten die Menschen nach Überzeugung der Forscher ihr Verhalten ändern – das gleiche Verhalten, das den Klimawandel verursache und die Artenvielfalt in schnellem Tempo verringere. Dazu gehöre die Zerstörung von Lebensräumen und Ökosystemen sowie nicht nachhaltige Arten von Produktion, Handel und Konsum. All das führe zu verstärktem Kontakt zwischen Wildtieren, Nutztieren, Krankheitserregern und Menschen. „Das ist der Weg in die Pandemie“, warnte der beteiligte Zoologe Peter Daszak.

Die gute Nachricht

Eigentlich sei die Botschaft des Berichts sehr positiv, betonte Daszak. Sie laute, dass die Menschen Pandemien verhindern könnten – es seien keine unabwendbaren Naturkatastrophen.

Zurzeit konzentriere man sich notgedrungen darauf, die Corona-Pandemie durch Impfstoffe und Medikamente in den Griff zu bekommen. Viel besser wäre es, solchen Krankheiten künftig vorzubeugen.

Die Lehren

Die Forscher fordern eine ökologische Pandemievorsorge. Sie schlagen etwa die Bildung eines internationalen Expertengremiums vor, das Regierungen künftig beraten soll. Risikofaktoren wie der Konsum von Fleisch – der zu einer immer größeren Ausbreitung der landwirtschaftlichen Fläche führt – müssten höher besteuert werden.

Die Forscher schätzen, dass es die Weltgemeinschaft hundertmal weniger kostet, das Risiko für eine weitere Pandemie wie Corona zu reduzieren und ihr vorzubeugen, als eine solche erneut bewältigen zu müssen.

Die Reaktionen

Die Umweltschutzorganisation WWF sieht nun die Europäische Union in der Pflicht. „Die EU ist einer der größten Pro-Kopf-Importeure von landwirtschaftlichen Rohstoffen, sie muss unter anderem umgehend ein wirksames Gesetz vorlegen, das den Import von umweltzerstörerischen Produkten untersagt“, forderte Arnulf Köhncke vom WWF Deutschland. Außerdem müssten Entwicklungs- und Schwellenländer besser beim Umgang mit dem Wildartenhandel unterstützt werden.

„Eine intakte Natur ist ein Bollwerk gegen neue Krankheitserreger und muss endlich als entscheidender Schlüsselfaktor für unsere Gesundheit wahrgenommen werden“, sagte Köhncke.

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