Im Nordwesten - Als Rahaf Zainab nach Deutschland kam, hatte sie Abitur, zwei Semester Chemie studiert und einen Plan: sich an der Uni einzuschreiben. Als Fatima Jabr nach Deutschland kam, hatte sie keinen Schulabschluss, zwei Kinder und einen Ehemann, der über ihr Leben bestimmte. Für Rahaf Zainab begann nach der Flucht ein neues Leben in Freiheit. Fatima Jabr musste sich ihre Freiheit erst noch erkämpfen.

Ihnen gefällt dieser Artikel? Noch mehr davon gibt es bei „Die Wirtschaft im Nordwesten“. Klicken Sie dafür HIER

Die Syrerinnen sind zwei von rund 400.000 Frauen, die in den Jahren 2015 und 2016 in Deutschland Asyl beantragt haben. Insgesamt erreichten das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge damals mehr als 1,2 Millionen Anträge. Der Ansturm löste viele Ängste aus. In Talkshows und auf der Straße wurde darüber diskutiert, ob Deutschland mit der Flüchtlingskrise überfordert sei, und Merkels berühmtes „Wir schaffen das“ trug wenig dazu bei, die Lage zu beruhigen. Im Gegenteil, ihr Satz fachte den Protest eher an.

Fünf Jahre später dagegen ist kaum noch von einer Flüchtlingskrise die Rede. Das liegt nicht allein daran, dass die Zahl der Asylanträge auf einen Bruchteil gesunken ist – bis Dezember waren es 2020 gerade einmal 109.000. Es liegt auch daran, dass immer mehr Unternehmen das Potenzial der Zuwanderer entdecken. Die Hälfte der Menschen, die von 2013 bis 2016 nach Deutschland flohen, ist inzwischen erwerbstätig, wie aus Zahlen des Bundesinstituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervorgeht.


Doch der Weg in den Job ist oft ein Kampf gegen die Bürokratie, sowohl für die Geflüchteten als auch für die Unternehmen, die sie einstellen wollen. Und die Schicksale, die sich hinter den Zahlen verbergen, sind sehr verschieden, wie die Beispiele der beiden Syrerinnen zeigen.

Fatima Jabr konnte sich auch nach Monaten in ihrer neuen Heimat kaum auf Deutsch verständigen. Kontakte nach außen hatte sie kaum, ihr Leben drehte sich um die Kinder, den Haushalt, den Mann. Das war seit ihrem 14. Lebensjahr so. Damals hatten ihre syrischen Schwiegereltern gezielt nach einer Braut gesucht, die nicht zur Schule ging. Ein Beruf war für sie nicht vorgesehen, und daran änderte sich auch in Deutschland zunächst nichts.

Doch Jabr witterte ihre Chance. Sie hatte den festen Willen, sich ein unabhängiges Leben aufzubauen und ihren Kindern mehr Freiheiten zu bieten, als sie selbst in Syrien erfahren hatte. Sie reichte die Scheidung ein, nahm die Kinder mit und floh erneut, diesmal vor ihrem Mann.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Den ganzen Artikel können Sie bis zum 31. Januar kostenlos problesen: Klicken Sie dafür HIER

Svenja Fleig
Svenja Fleig Thementeam Wirtschaft