Brake - So richtig zufrieden ist kaum jemand mit der Bioabfallvergärungsanlage auf dem Gelände des Entsorgungszentrums an der B 212. Anwohner, vor allem in Käseburg, klagen über Geruchsbelästigung, der neue GIB-Geschäftsführer Hans Conze-Wichmann ist mit der Wirtschaftlichkeit unzufrieden und das treibt auch die Kreispolitik um.

Schon Planung, Genehmigung und Bau der 4,6 Millionen-Euro-Investition waren 2008 nicht unumstritten. Baustopps, technische Änderungen und Streitigkeiten mit dem Errichter folgten. Die nachträgliche Einhausung der Nachrotte hatte negative Auswirkungen auf den Prozessablauf. Vor allem der Nachrotteprozess stellte die Entsorger immer wieder vor Probleme. Die Entscheidung für eine eigene Biogasanlage war seinerzeit vor allem aufgrund einer angenommenen größeren Wirtschaftlichkeit im Vergleich zur Behandlung außerhalb des Landkreises gefallen.

Vor allem diese Wirtschaftlichkeit dürfte bei der Entscheidung, wie es mit der Biogasanlage weitergeht, nun wieder eine Rolle spielen. Waren 2008 Behandlungskosten in Höhe von 48 Euro pro Tonne prognostiziert worden, belaufen sich diese derzeit auf knapp 130 Euro. Zwar wird durch die Einspeisung von rund 1,5 Millionen Kilowattstunden erzeugtem Strom im Jahr (ausreichend für rund 470 Zwei-Personen-Haushalte) rund 250 000 Euro erlöst. Die erzeugte Wärme kann allerdings – anders als geplant – nicht verkauft werden. Sie wird im Entsorgungszentrum selber verbraucht.

„Wir kämpfen, dass die Nachrotte endlich funktioniert“, betont Frank Zimmermann, Technischer Leiter der GIB, beim Besuch von Mitgliedern der Gesellschafterversammlung im Entsorgungszentrum. Zuletzt wurde die Zugabe von zehn Prozent Mulch getestet. Dadurch sollten Struktur und Qualität sowie die biologischen Prozesse verbessert werden. „Das Verfahren funktioniert“, so Zimmermann. „Die Frage ist allerdings: Was kostet der gesamte Prozess?“

Ein wesentlicher Grund, der die Kosten in die Höhe treibt, ist der zusätzlich notwendige Transport: So wird das Material zur Nachreife von Brake nach Rodenkirchen transportiert. Eine Erkenntnis: Durch die Zugabe von Mulch bilden sich die benötigten Bakterien schneller und in größerer Zahl. Ein Problem: Nahezu 50 Prozent der Lieferung besteht aus Restfeuchtigkeit – mithin muss der Transport von Wasser bezahlt werden. „Das wollen wir einsparen“, betont Conze-Wichmann. Durch den Transport werde das Verfahren „viel zu teuer und aufwendig“. Alternativ wäre eine größere Investition in Brake notwendig.

Derzeit wird deshalb mit dem Unternehmen Grube Land- und Umwelttechnik ein Belüftungsverfahren getestet. Durch unter den Mieten verlegte Rohre wird das Material nach der Vergärung im Fermentertunnel zusätzlich mit Sauerstoff versorgt. So soll der Umschwung vom anaeroben (ohne Sauerstoff) Prozess zur Gasgewinnung zum aeroben (mit Sauerstoff) Prozess der Kompostierung beschleunigt werden. Sind die Ergebnisse zufriedenstellend, könnten alle Verfahrensschritte in Brake konzentriert werden.


Und wenn nicht? Derzeit werden die Kosten aller möglichen Lösungen ermittelt, teilte Conze-Wichmann bei dem Ortstermin mit. Voraussichtlich im Mai soll feststehen, wie es mit der Anlage weitergeht. Dabei würden mehrere Szenarien geprüft: das Weiterführen des Mulchverfahrens, eine Weiterführung des Belüftungsverfahrens, weitere Versuche, eine Schließung der Nachrotte und Verkauf der Abfälle sowie die Schließung der Biogasanlage.

Probleme bereitet den Entsorgern aber auch das Fehlverhalten Einzelner: In rund fünf Prozent der Biotonnen werde auch anderer Abfall gefunden, der eigentlich über die Restmülltonne oder den Gelben Sack entsorgt werden müsse, weiß Olav Grube. Auch hierfür müssten Lösungen gefunden werden, da die Kosten für eine Sortierung derzeit letztlich von allen Gebührenzahlern getragen werden müssten.

Markus Minten
Markus Minten Stadt Oldenburg und Ammerland (Leitung)