Oldenburg - Bekannte Denkpfade verlassen und Herausforderungen aus dem Bezugsrahmen lösen, das Unterbewusstsein arbeiten lassen und sich selbst immer wieder kleine Stupse geben. Dies empfahl Referent Nils Bäumer aus Bremen den Zuhörern seiner Vorträge im Rahmen der NWZ-Reihe „Impulse“ am Dienstagabend im PFL in Oldenburg. Rund 100 Zuhörer saßen bei den zwei Vorträgen im Saal, weitere 100 Menschen verfolgten den zweiten Vortrag via Internet-Livestream.
Was uns zweifeln lässt
Rund 70 Minuten referierte Bäumer unter dem Titel „Ich denke, also ist es (so)“ über Kreativität und die Kraft der Gedanken. Dabei ging er auch auf die Tücken und Grenzen des alltäglichen Denkens ein. „Jeder ist kreativ, dieses Potenzial haben wir von der Natur bekommen“, stellte er gleich zu Beginn seines Vortrags klar. Was uns an unserer eigenen Kreativität zweifeln lasse, sei der Vergleich mit anderen Menschen.
Ein weiteres Problem: „Wenn das Gehirn gelernt hat, dass etwas gut funktioniert, greift es immer wieder darauf zurück.“ Wenn ein Verhalten also geändert werden soll, sei viel Energie notwendig. Er verdeutlichte dies an einem Pendel, das in eine Richtung ausschlägt (gelerntes Verhalten) und dessen Hebel immer länger wird (Gehirn greift auf Gelerntes zurück).
Routinen weglassen
Bäumer stellte jedoch direkt klar: „Dies ist kein Plädoyer gegen Routinen. Bei einer OP im Krankenhaus oder einer Flugzeuglandung möchte ich, dass der Arzt beziehungsweise Pilot seine gelernte Routine abruft.“ Es sei also wichtig, Routinen in den richtigen Situationen abzurufen, bei kreativen Prozessen müssten sie jedoch verlassen werden.
Ganz wichtig dabei: „Bei der Ideensuche sollte nicht nach der Umsetzung gefragt werden. Das Gehirn kann einem sofort zehn Gründe sagen, warum etwas nicht funktioniert.“ Bäumer berichtete, dass er großer Science-Fiction-Fan ist: „Vieles, was heute normal ist, kommt aus Science-Fiction. Dort ist so viel Kreativität, weil niemand nach der Umsetzung fragt.“
Eine zweite große Kraft für kreative Ideen ist laut Bäumer das Unterbewusstsein. „Wir sind nicht Multitasking-fähig, unser Unterbewusstsein kann sich also erst dann einschalten, wo wir nichts anderes tun oder automatisierte Bewegungen abrufen.“
Wichtig sei dann, dem Unterbewusstsein Aufmerksamkeit zu schenken und die Ideen zu notieren. Die „Stupse“ im Alltag sollen routinemäßiges Verhalten ändern, er nannte als Beispiel eine Treppe, die Klaviertöne auslöste und dann anstatt der Rolltreppe genutzt wurde.
Der nächste Vortragsabend der Reihe findet am Dienstag, 24. November statt. Dörte Maack referiert zum Thema Eigenverantwortung.