Künzelsau - Apfel, Nuss und Mandelkern gehören zu Weihnachten wie das Amen in die Kirche. An den Ursprung des christlichen Hochfestes erinnern weltweit Krippen mit der Darstellung von Jesu Geburt. Eine Ausstellung blickt über die Stallwand hinaus.
Ein mit Ornamenten verzierter, kleiner Elefant blickt zu einem Paar, die Frau stillt einen Säugling. Drei schwarzhaarige Männer, lediglich mit einem Lendenschurz bekleidet, reichen der Familie goldene und silberne Gefäße: Die Holzkrippe aus Sri Lanka vereint christliche Symbolik mit Motiven der Hindu-Kultur, wie Carla Mannschedel, Kuratorin der Schau „Ochse, Esel, Elefant und Känguru. Weihnachtskrippen von Neapel bis Sydney in der Sammlung Würth“, erläutert.
In Asien gibt es Weihnachtskrippen nur selten, die aus Sri Lanka ist neben der vietnamesischen aus Wurzelholz eine Rarität in der Ausstellung im Museum Würth in Künzelsau. Dort werden bis 29. Januar rund 200 Exponate, darunter 150 Krippen, präsentiert.
Entstehung der Krippen
Sie entstammen der Privatsammlung von Edwin und Wilma Buchholz, die etwa 700 Objekte aus rund 130 Ländern im Laufe von fünf Jahrzehnten zusammentrugen – und die seit 2002 zur Sammlung Würth gehören. Es gibt sie gestickt, montiert oder geschnitzt, aus Holz, Jute, Ton, Kürbissen, Muscheln, Pappmachee, Speckstein, Salzteig, Stroh – oder auch aus einem ungarischen Rinderhorn, auf die die Verkündigung der Hirten eingeritzt ist.
Ergänzt wird die Schau durch Erklärungen zu Bräuchen rund um Weihnachten – wie die Geschichte des katalanischen „El Caganer“, der mit seinem „großen“ Geschäft den Boden düngen und für eine gute Ernte sorgen soll.
Krippen als bildliche Darstellung der Menschwerdung Jesu haben ihren Ursprung in Italien, von wo aus sie im 16. und 17. Jahrhundert von Jesuiten im Zuge der Gegenreformation in die Welt getragen wurden.
Kirchliche Propaganda
Für Christoph Becker, Vorsitzender des Kunstbeirats der Sammlung Würth, bilden sie daher „ein Stück kirchliche Propaganda“. Sie seien Werbung für Menschen gewesen, die die „eher trockene Art der Evangeliumsverkündigung“ der Protestanten satt hatten. Krippen seien eben leicht verständlich und verbreiteten eher gute Laune als das Kreuz.
In Europa gilt Polen als Hochburg der Krippenkunst, vor allem die kirchenförmige „Szopka“ aus dem Raum Krakau, von denen drei gezeigt werden. In der Mitte steht eine mit Stanniolpapier zum Glänzen gebrachtes Exemplar in Form einer Backsteinkirche, vor deren Portal Menschen in Trachten tanzen. Auf dem Balkon des 90 Zentimeter hohen, von innen erleuchteten Objekts sitzt die heilige Familie in prächtigem Gewand, an den Turmspitzen wehen polnische Flaggen. Für Becker ein „typischer Fall von überkatholisch“.
Lebensbaum aus Mexiko
Noch krippenverrückter als in Polen geht es in Mexiko zu. Reich an Details wie Blüten, Blätter und Tauben wartet der Lebens- oder Paradiesbaum aus bemaltem Ton auf, der „Arbol de la vida“, mit Kerzen in den Astenden.
Aus Alaska stammt ein ganz besonderes Stück der Schau: Ein Walzahn, der die Geburt Jesu in einem Iglu zeigt.
Exotisch wirken die Exponate aus Afrika. Eine Schiffkrippe aus Tansania sieht aus wie ein Einbaum für Kinder, in dessen Innern die Weihnachtsgeschichte zu sehen ist. Die Szenerie der hölzernen Togo-Krippe ergänzen Alltagsszenen wie Fischen oder Füttern. Ochse und Esel schauen zu – nicht aber bei dem Exponat aus Australien: Das Halbrelief zeigt neben Josef, Maria und dem Jesuskind einen männlichen Aborigine mit Boomerang. Neben ihm hockt ein Koala-Bär im Baum und am rechten Rand ein Känguru.