Varel/Zetel/Bockhorn - Der Traum vom eigenen Haus wird immer teurer. Standen die Interessenten in der Vergangenheit bei den Gemeinden Schlange für einen kommunalen Bauplatz, so springen derzeit bereits etliche ab und ziehen ihre Reservierungen vor dem Notartermin zurück. Manche auch, weil die Banken bei der Kreditvergabe deutlich strenger geworden sind.
Schmerzgrenze erreicht
Warum das so ist, zeigt folgendes Beispiel: Für ein Neubauhaus werden 500 000 Euro inklusive aller Nebenkosten, Garage und Garten kalkuliert. Die Familie hat 100 000 Euro Eigenkapital. Für 400 000 Euro wird ein Hypothekendarlehen mit 15-jähriger Zinsbindung und einer anfänglichen Tilgung von drei Prozent aufgenommen. Eine Bank in der Region setzt dabei 4,35 Prozent Zinsen an. Die monatliche Rate läge in diesem Fall bei 2413 Euro. Dazu kämen noch Heizkosten, Strom, Grundsteuer, Versicherung und eine kleine Renovierungsrücklage. Wir rechnen mit runden 3000 Euro.
Als absolute Schmerzgrenze setzen Experten die 40-Prozent-Regel an. Das bedeutet: Maximal 40 Prozent des Einkommens sollten für das Wohnen gebunden werden. Die Familie in diesem Beispiel bräuchte demnach ein Nettoeinkommen von 7500 Euro im Monat. Das funktioniert in der Regel nur mit zwei Verdienern. Weshalb die Familienplanung abgeschlossen sein sollte.
Vor eineinhalb Jahren sah die Welt noch anders aus. Da konnte man für gut ein Prozent finanzieren. Bei unserem Beispiel hätte die monatliche Belastung bei etwa 1350 Euro gelegen, auch die Energiepreise waren damals niedriger. Weshalb damals Haushalte Darlehen bekamen, die heute keine Chance mehr hätten. Das zeigt sich auch in den Bauämtern der Gemeinden.
Familien abgesprungen
Dass Bauherrn kalte Füße bekommen haben, zeigt ein Beispiel in Zetel. Die Gemeinde hatte im Sommer 18 Grundstücke im Baugebiet Bullenweide an der Pohlstraße vergeben. „Seitdem sind drei Familien aufgrund der Teuerung der gestiegenen Zinsen und Baukosten abgesprungen“, berichtet Bürgermeister Olaf Oetken; ein weiterer Interessent sei im Nachgang ausgeschlossen worden. Allerdings hätten sich drei weitere Familien beworben und den Zuschlag erhalten. Im Baugebiet Bullenweide sind insgesamt 35 Grundstücke für Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser entstanden. Somit sind noch 17 Grundstücke auf dem Markt. Die Nachfrage für Doppelhäuser oder Reihenhäuser sei begrenzt; Einfamilienhäuser seien dagegen nach wie vor sehr gefragt.
Der Bürgermeister von Bockhorn sieht bislang keinen Rückgang bei der Nachfrage nach Bauland. „Trotz der gestiegenen Preise bleibt das Problem Wohnungsknappheit“, sagt Thorsten Krettek. Verschieben dürfte sich die Nachfrage: „Ob das dann immer junge Familien mit Einfamilienhäusern sind oder eher Investoren mit Mehrfamilienhäusern, das wird sich zeigen.“ Die Gemeinde Bockhorn vermute, dass tendenziell demnächst mehr Wohnungen entstehen und weniger Einfamilienhäuser und mehr Mietobjekte als Eigentum.