Oldenburg - Frauenhandball ist in Oldenburg ein großes Thema – VfL sei dank. Deutschlandweit aber fristet die Sportart ein Nischendasein. Der VfL ist einer von gerade einmal sieben Clubs, die in der bisherigen Bundesliga-Saison durchschnittlich mehr als 1000 Zuschauer in die Halle zieht. Einige Clubs können das sogar gar nicht, da sie in Hallen mit einer Zuschauerkapazität von unter 1000 Zuschauern spielen.

Das soll sich nun ändern, die Liga will sich professioneller aufstellen – unter anderem, um mehr Fernsehpräsenz und einen Hauptsponsor zu bekommen. „Und das klappt nicht mit Sporthallen“, spricht VfL-Geschäftsführer Peter Görgen auf dem Neujahrsempfang des Bundesligisten in den Räumen von Sponsor Vierol in Rastede am Dienstagabend einen Punkt auf der Liste an, die die HBF am Nachmittag veröffentlicht hatte. „Zwei Längstribünen“ seien ab der Saison 2025/26 Pflicht, die Platz für mindestens 1500 Zuschauer bieten – aktuell sind 750 Plätze Pflicht. Außerdem müssen LED-Banden vorhanden sein. Schon ab der Saison 2023/24 müssen die Erstligisten einen „Handballboden ausschließlich mit Handball-Linien“ anbieten. „Es kann sein, dass das nicht jeder Erstligist kann“, kommentierte Görgen.

Schlechte Nachrichten also für Teams wie die HSG Bad Wildungen, die ihre Heimspiele in der 800 Zuschauer fassenden Ense-Halle austrägt und sich wohl einen neuen Spielort suchen muss. Auch Traditionsvereine wie der Buxtehuder SV, der im Sportzentrum Nord genauso wie Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund in seiner Sporthalle Wellinghofen nur über eine Längstribüne verfügt, wird durch die neue Regelung nach einer neuer Halle Ausschau halten müssen.

Den VfL indes betrifft das nicht, die kleine EWE-Arena bietet sogar 3000 Menschen Platz, LED-Banden sowie ein Handballboden wie gefordert sind längst da. „Wir haben Glück“, sagt Görgen.

VfL-Trainer Niels Bötel sieht der Professionalisierungsstrategie auch generell entspannt entgegen und hält das für einen richtigen Schritt. Teams wie Dortmund würden schon eine geeignete Halle finden, meint der Coach, den vor allem die Linien-Vorgabe freut. „Das ist schon besser, wenn nur das Handballfeld zu sehen ist“, meint er – so, wie die Zuschauer bei den VfL-Heimspielen das gewohnt sind.

Dass der VfL bereits über so eine Halle verfüge, sei zwar schön – aber bislang auch ein finanzieller Nachteil, stellt Bötel klar. Denn die Arena müsse der VfL bei jedem Heimspiel bezahlen, die Miete bei einem Bundesliga-Spieltag geht nach NWZ-Informationen in einen fünfstelligen Bereich – andere Erstliga-Clubs dagegen können die Sporthallen deutlich günstiger nutzen. Künftig müssten also auch diese Clubs wahrscheinlich einen größeren Teil ihres Jahresbudgets für die Austragungsstätte einplanen.

Schon ab der kommenden Saison, ergänzt Görgen, müssen alle Clubs eine Partie in der Saison als „Topspiel“ durchführen. Der VfL startet damit schon in der laufenden Spielzeit: Das Heimspiel gegen FA Göppingen am 26. April (16.30 Uhr) wird deshalb in der großen Arena stattfinden.

Wenige Tage später könnte bereits der nächste Leckerbissen folgen: Das Heimspiel gegen Bayer Leverkusen Anfang Mai könnte es bei Eurosport zu sehen geben. Der TV-Sender hatte kurz vor dem Jahreswechsel begonnen, ausgewählte Spiele der Frauen-Bundesliga jeweils am Freitagabend zu zeigen. Bislang waren zwei zu sehen, vier weitere Spiele ohne VfL-Beteiligung sind bereits terminiert. Für April und Mai stehen die Übertragungen noch nicht fest – für den VfL wäre das noch einmal ein schöner Höhepunkt am Saisonende.

Mathias Freese
Mathias Freese Sportredaktion