Köln - Des einen Leid ist des anderen Freud: Weil der Diesel permanent unter Beschuss steht, hat es das E-Auto in die Mitte der Gesellschaft geschafft. Auch wenn es weiterhin kaum gekauft wird. Produktionsprobleme bei Tesla, Lieferschwierigkeiten beim Opel Ampera-e – 2017 wirkt auf den ersten Blick bislang nicht wie eine glänzende Zeit für das E-Auto. Ob das Jahr dennoch als endgültiger Durchbruch in die Geschichte eingehen und die Diesel-Krise sich als letzten Anstoß erweisen wird, den das E-Auto gebraucht hat, wird sich zeigen.

Dass der Schwebezustand, in dem das Elektroauto seit Jahren verharrt, zunehmend durch eine beginnende Bodenständigkeit abgelöst wird, war zuletzt auf der IAA zu sehen. Zwar hatten die meisten Hersteller auch weiterhin keine Serienmodelle dabei, doch die gezeigten Studien wirkten deutlich konkreter als noch zwei Jahre zuvor an gleicher Stelle. Mercedes EQA, VW I.D. und Co. kommen zwar frühestens nächstes Jahr auf den Markt, sind aber zumindest konkrete Zwischenzeugnisse aus den Entwicklungslaboren und seriennahe Fahrzeuge.

Das Produktangebot hat sich im vergangenen Jahr stark verbessert. Vor allem, weil bewährte Modelle ihre nächste technische Evolutionsstufe erklommen haben. So bringt es der E-Auto-Bestseller Renault Zoe dank neuer Batterie nun auf bis zu 400 Kilometer Reichweite, Deutschlands Nummer zwei BMW i3 kommt nun gegen Aufpreis bis zu 300 Kilometer ohne Steckdose aus und der VW E-Golf schafft die gleiche Strecke mit einer Akkuladung.

Bei so viel Feinschliff am Bewährten fällt es kaum auf, dass es mit echten Neuheiten zumindest auf dem deutschen Markt nicht weit her war. Tesla hat zwar den lang erwarteten Massen-Stromer Model 3 vorgestellt, bietet ihn aber frühestens ab Mitte des Jahres in Deutschland an. Und Opel hat vor einem Jahr mit großem Wirbel den Ampera-e präsentiert, sich aber kurz darauf von der Konzernmutter General Motors getrennt. Aus dem Elektro-Wunderkind wurde so ein ungeliebtes Stiefkind.

Immerhin wird Opel noch in diesem Monat wieder Bestellungen für den Ampera-e entgegennehmen, teilte Opel-Chef Michael Lohscheller kürzlich mit. Statt mit dem preisgünstigen Crossover und seiner Reichweite von mehr als 500 Kilometern den deutschen Markt aufzurollen, müssen die Rüsselsheimer noch ein bis zwei Jahre auf die E-Modelle der neuen Konzernmutter PSA warten.

Klar ist aber, dass die E-Autos kommen werden. Und berücksichtigt man die E-Auto-Prämie, liegt der Einstiegspreis immerhin unter der 20 000-Euro-Grenze.