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Fahrradtour Jeden Moment bewusst erlebt

Heidi Scharvogel

Oldenburg - „Ich habe jeden Moment so bewusst erlebt, bin immer im Hier und Jetzt gewesen“, beschreibt Kerstin Druivenga-Kreitsmann eine wichtige Erfahrung ihrer Radtouren von Oldenburg nach Kopenhagen und von Südschweden nach Estland.

„Ich wollte schon immer mal eine längere Radtour machen, aber mein Mann hasst es“, erzählt die Mutter von drei Kindern lachend. Also schwang sie sich erst für eine längere Tour aufs Rad, als die Kinder erwachsen waren. Sie besuchte ihre beste Freundin, die für ein Jahr in Kopenhagen arbeitete.

Besonders viel geplant hat die damals 54-Jährige nicht: „Ich dachte, dass ich pro Tag gut hundert Kilometer schaffe und habe entsprechend Übernachtungsmöglichkeiten gebucht.“ Ganz schön sportlich, wie sich herausstellte, zumal sie vorab nicht speziell trainiert hatte.

Natur erleben

„Der erste Tag war furchtbar. Ich habe mich verfahren, weil ich ganz oft kein Netz und schlechte Straßenkarten hatte, und kam erst gegen 22 Uhr an meiner Unterkunft kurz vor Hamburg an. Aber ich wollte ja Natur erleben und nicht an Bundesstraßen entlangfahren“, schmunzelt Kerstin Druivenga-Kreitsmann.

Kämpfe mit dem Handyakku und der Wegführung gab es noch häufiger. Auch die ziemlich ehrgeizigen Tagesetappen brachten die Oldenburgerin immer wieder an den Rand der Erschöpfung, was aber auch positive Seiten hatte: „Auf dem Weg nach Scharbeutz hatte ich mein erstes Geil-Erlebnis: Ich war so hungrig, dachte ich kann nicht mehr, als ich an einem riesigen, blühenden Rotkleefeld vorbeikam. Zwischen den Dünen entdeckte ich ein kleines Restaurant mit Blick auf die Ostsee, in dem ich Fisch mit Kartoffeln und Salat bestellt habe. Das war so ein erfüllendes Essen! Danach bin ich voller Energie und lachenden Herzens weitergeradelt.“

Mit dem Wetter und ihren Unterkünften in Herrenhäusern, auf Bauernhöfen und in Holzhütten „in the middle of nowhere“ hatte sie auf beiden Touren großes Glück. „Irgendwann fand ich es schön, dass mein Handy keinen Empfang hatte. Ich habe mich am Stand der Sonne orientiert. War die ganze Zeit bei mir, habe meinen eigenen Rhythmus gefunden und bin immer an meine Grenzen gegangen. Als ich in Kopenhagen ankam, war klar: Auf jeden Fall noch mal!“

Als eine ihrer Töchter 2019 ein Semester in Tartu/Estland studierte, war das die Gelegenheit. Kerstin Druivenga-Kreitsmann landete im Mai am Flughafen in Skavsta, Schweden und musste von dort ein gutes Stück zu ihrer Übernachtungsmöglichkeit fahren.

Blickkontakt mit Elch

„Auf dem Weg dahin, in der Dämmerung, habe ich in einem Waldstück eine Trinkpause gemacht. Plötzlich sah mich etwas aus ein paar Metern Entfernung etwa auf Augenhöhe an. Es war ein Elch. Ich bin so erschrocken! Ganz langsam bin ich zum Rad gegangen und weggefahren.“

Nach Stationen bei Freunden in Stockholm und Uppsala und wunderschönen Touren durch Felder, Wälder und Wiesen sowie erholsamen Tagen auf Åland setzte Kerstin Druivenga-Kreitsmann mit der Fähre nach Tallin über. Dort radelte sie am riesigen Peipus-See entlang, badete darin, entdeckte wunderschöne alte Bauerndörfer und übernachtete unter anderem in einer Campingsiedlung: „Ich war allerdings vor der Saison da. Deshalb hatte der einzige Laden weit und breit nicht auf und ich hatte nur noch ein paar welke Gurken- und Möhrenscheiben, ein Fertiggericht und einen Fruchtriegel. Die Campingplatz-Betreiberin hat mir noch etwas Wasser vom letzten Jahr gegeben. Abgekocht ging das schon.“ Sie teilte sich alles gut ein bis am nächsten Tag ein kleiner Markt, auf dem alte Mütterchen ihre Gemüse verkauften, und Räucherfische, die aus alten Wohnwagen heraus angeboten wurden, die Rettung brachten.

Situationen wie diese oder auch ein abgebrochenes Pedal gemeistert zu haben, ist „ein cooles Gefühl. Jammern hilft nicht, man muss einfach klarkommen“, resümiert Kerstin Druivenga-Kreitsmann. „Ich hatte keine Zeit, abzuwägen und deshalb Angst zu bekommen. Ich bin aus dem Kopf in die Füße gekommen. “

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