Köln - Die vor 40 Jahren vorgestellte Mercedes S-Klasse (W126) beendete mit breiten seitlichen Schutzplanken aus Polyurethanschaum und ebensolchen Stoßfängern das Zeitalter der glänzenden Chromkreuzer, das die vorhergehende S-Klasse (W116) zum Höhepunkt geführt hatte. Die unter Mercedes-Designchef Bruno Sacco elegant gezeichneten Typen 280 S bis 560 SEL passten perfekt in das damalige gesellschaftliche und politische Klima von Umweltdiskussionen, maximaler Fahrzeugsicherheit und äußerer Bescheidenheit.

Die frischen Stuttgarter Flaggschiffe präsentierten Sicherheits- und Komfort-Innovationen in Hülle und Fülle, dazu effiziente Sechszylinder und Maßstäbe setzende V8 mit bis zu 221 kW/300 PS. Dieser clevere Mix garantierte den Luxuslinern bis ins übernächste Jahrzehnt Vorsprung vor der Konkurrenz und mit fast 820 000 Einheiten die Krone der populärsten Oberklasse-Limousine aller Zeiten.

Die dynamische Linienführung der S-Klasse prägte fast alle kommenden Mercedes-Modelle. Nicht einmal der 1987 lancierte BMW 750i mit dem ersten deutschen Zwölfzylinder der Nachkriegsära unter der Haube brachte die mittlerweile betagten W126-Limousinen ernsthaft in Bedrängnis. Im Gegenteil: Die als Langversion 5,16 Meter messenden Lounges mit Stern dienten Audi (V8), Infiniti (Q45) und Lexus (LS 400) als Vorbild ultimativer Eleganz und Exklusivität.

Schließlich sollten die feinen Viertürer der Serie W126 ebenso wie das 1981 nachgelegte SEC Coupé dem Daimler-Werbecredo „Der Erste unter den Besten“ gerecht werden. Als erstes Mercedes-Coupé adaptierte SEC den Sportgrill der SL-Serie, und prompt avancierten die derart geschärften V8-Typen mit über 74 000 Einheiten zum bis heute meistverkauften S-Klasse-Coupé. Die Leichtbau-S-Klasse – tatsächlich wog die auch durch hochfeste Stähle abgemagerte Sonderklasse je nach Typ bis 220 Kilogramm weniger als der Vorgänger – machte überall eine gute Figur.

Ab 1985 zählten die Mercedes-Spitzenmodelle zu den ersten Prestigetypen mit geregeltem Drei-Wege-Katalysator. Die bis 250 km/h schnellen Sternträger nahmen, als erste Serien-Mercedes die 300-PS-Marke und galten bis zum Debüt des BMW 750i im Jahr 1987 als rasanteste Viertürer der Welt.

Das werksseitige Individualisierungsprogramm erfüllte jeden Kundenwunsch und umfasste auch damals futuristische Finessen wie Faxgerät und frühe Flachbildschirme. Wer wollte, konnte den 115 kW/156 PS freisetzenden Basis-Sechszylinder 280 S „nackt“ für gut 35 000 Mark ordern, also ungefähr zum halben Preis eines üppig ausstaffierten 500 SEL. Gleichwohl bot der 280 S damit schon die teuerste Art 2,8-Liter-Limousinenkomfort zu genießen, kostete er doch 50 Prozent mehr als Opel Senator oder Volvo 264.

Trotzdem fehlte es dem Basis-Benz noch an Basics wie Außenspiegel rechts, Drehzahlmesser oder beheizbarer Heckscheibe, die nur als Option verfügbar waren. Die Kunden kümmerte es kaum: Die Sechszylinder avancierten zu Favoriten und wurden auch als große Familienkutschen oder als Zugmaschinen für Wohnwagen geschätzt.

Das V8-Programm begann mit den Modellen 350 SE beziehungsweise ab 1985 mit dem 420 SE, wobei die Typencodes damals noch auf den Hubraum verwiesen.

Mit der Aura des Vorkriegs-Kompressortyps 500 K behaftet war der „Fünfhunderter“, der jedoch 1985 durch den 560 SEL übertroffen wurde. Erst damit fand der überstarke 6,9-Liter-Benz der Baureihe W116 einen echten Nachfolger.