Kollnburg - Die Gemeinde Kollnburg mitten im Naturpark Bayerischer Wald sucht einen Arzt. So weit – so unspektakulär. Wäre die Bürgermeisterin des Ortes mit knapp 2800 Einwohnern nicht Josefa Schmid. Ihres Zeichens: ledig. Das ist wichtig, weil die Gemeinde jüngst im „Deutschen Ärzteblatt“ eine Annonce schaltete, um einen Hausarzt beziehungsweise eine Hausärztin zu suchen. Mit dem „Geheimtipp“: „Die Bürgermeisterin ist noch unverheiratet!“

Das hat nicht nur ein großes Medienecho ausgelöst – vor allem trudeln nun Bewerbungen ein: „Es ist wirklich höchst erstaunlich, was dieser kleine Zusatz für große Wirkung entfaltet“, freut sich Schmid. „Wir haben damit überhaupt nicht gerechnet und werden da auch ein bisschen überrollt.“

Fast überrascht berichtet die FDP-Politikerin, es hätten sich wirklich Ärzte per E-Mail mit Lebenslauf und detaillierten Angaben zu ihrer Laufbahn gemeldet. „Wir sind jetzt ganz konkret auch schon in Kontakt mit einer Ärztin, die mit der ganzen Familie aus dem Frankfurter Großraum nach Niederbayern umziehen möchte, oder auch mit einem Arzt aus NRW wie auch aus dem Großraum Hannover.“

Das Thema Landärztemangel beschäftigt die Politik seit Jahren. Die Lösungsansätze sind vielfältig: Studienplätze werden mitunter an die Bedingung geknüpft, nach dem Abschluss für einige Jahre in ärztlich unterversorgte Regionen zu gehen. Es gibt Förderungen bei der Wohnungssuche, Starthilfe für die Jobsuche des Partners, Kita- und naturnahe Freizeit-Angebote. Manche Kommunen werden noch kreativer und veröffentlichen wie Rastede im Kreis Ammerland ein Video, in dem unter anderem geworben wird mit: „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“. Das steht so ähnlich auch in der Anzeige von Kollnburg.

Es sei ein sehr ernstes Thema, sagt Bürgermeisterin Schmid. Und ihre Aktion sei ein gutes Beispiel, „wie man es vielleicht ein bisschen auf humorvolle Art und Weise angehen kann“.

Der Aufruf hat sogar Wellen bis ins Ausland geschlagen. Ärzte aus dem arabischen Raum hätten sich gemeldet, berichtet Schmid. „Das wollte ich eigentlich gar nicht.“ Die Bewerbungen könne sie nicht einmal lesen.

Unter den Bewerbungen seien aber solche, bei denen es weniger um den Ärztejob als um die unverheiratete Bürgermeisterin geht. „Das kann ich jetzt so schnell nicht beantworten“, sagt Schmid. Und Vorrang hätten jetzt erst mal die Ärzte. Dass sie medienaffin ist und auch das Rampenlicht nicht scheut, hatte Schmid schon vor Jahren bewiesen, als sie als „singende Bürgermeisterin“ berühmt wurde.

Im vergangenen Jahr geriet Schmid bundesweit in die Schlagzeilen in der Debatte um manipulierte Asylbescheide als Chefin der Bremer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge.