Paris - Lange Zeit blickte Frankreich neidisch auf das duale Ausbildungssystem in Deutschland, das die Jugendarbeitslosigkeit niedrig hielt und Handwerk und Industrie Nachwuchs bescherte. Nun aber scheint eine 2018 vereinbarte Reform des Ausbildungswesens in Frankreich Früchte zu tragen: Die Zahl der Auszubildenden schießt bereits im zweiten Jahr in Folge in die Höhe, wie die Zeitung „Le Figaro“ berichtete. Während 2019 noch rund 369 000 junge Menschen eine duale Ausbildung starteten, seien dies 2020 trotz der Corona-Pandemie bereits 525 600 gewesen – und im laufenden Jahr zeige die Kurve weiter nach oben.

Zu dem Erfolg könnten aus Expertensicht zwei Faktoren beigetragen haben. Zum einen wurden Inhalt und Image der dualen Ausbildung aufpoliert. Da in Frankreich rein schulische Ausbildungen im Vordergrund stehen, galt eine praktische Ausbildung lange eher als Abstellgleis für chancenlose Jugendliche. Nun aber wird diese zu einem Sprungbrett in den Beruf. 65 Prozent der Auszubildenden hatten zwölf Monate später eine Stelle, ergab eine Erhebung.

Zum anderen zahlt der Staat Betrieben, die einen Auszubildenden einstellen, im Moment 5000 bis 8000 Euro Zuschuss. Im ersten Lehrjahr deckt dies nach Angaben des Arbeitsministeriums fast die gesamten Lohnkosten. Noch offen ist, ob der Zuschuss, der den Staat eine Milliardensumme kostet, auch über das Jahresende hinaus gezahlt wird.