Oldenburg - Die Sperre ist richtig und wichtig, und auch in der Härte nur konsequent. Da gibt es gar nichts zu diskutieren. Was sich die russischen Funktionäre – nicht zwangsläufig die Sportler! – herausgenommen haben, ist nicht nur frech, sondern zeugt auch von totaler Uneinsichtigkeit.

Hätte die Sportpolitik nach der ersten Olympia-Sperre – die für Russland ja schon eine Katastrophe war – reinen Tisch gemacht und alle Daten offengelegt, hätte das Land einen Neustart schaffen und seinen Athleten die Möglichkeit geben können, sich unter gleichen Umständen mit Sportlern weltweit zu messen. Die Chance war da!

Stattdessen wurde weiter manipuliert, vertuscht und gemogelt – alles angeblich zum Schutze der Athleten, genau wie der nun angekündigte Einspruch gegen die Sperre vor dem Sportgerichtshof CAS. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Die Athleten, die betrogen haben, sind nicht die, die beschützt werden müssen – sondern die, die nicht betrogen haben! Und denen hilft man nur mit kompromissloser Aufklärung und völligem Neustart. Es hat sich aber gezeigt, dass man dem russischen System immer noch nicht trauen kann. Das sieht hoffentlich auch der CAS so.

Richtig ist aber auch, Athleten unter bestimmten Voraussetzungen unter neutraler Flagge starten zu lassen. Es gibt auch in Russland Sportler, die es fair versuchen – die sollten fair behandelt werden.

Hoffnung auf Besserung gibt es bei der Rusada. Ihr neuer Chef Juri Ganus macht einen vertrauenerweckenden Eindruck: Jüngst forderte er Reformen, gestand Missstände ein und prangerte sie an. Außerdem hat er erklärt, dass russische Dopingproben nur noch von unabhängigen Labors aus dem Ausland untersucht werden. Ein Schritt in die richtige Richtung! Schade, dass er den Kampf gegen Doping in Russland bislang offenbar allein kämpft.

Mathias Freese
Mathias Freese Sportredaktion