Bremen - Bremen wählt. Und Europa wählt. Am 26. Mai. Die Bremer Parteien rüsten sich. Und holen Bundesprominenz in die Stadt. Die Linken beispielsweise. Gregor Gysi war am frühen Dienstagabend sozusagen Stargast bei einer Wahlkundgebung auf dem Marktplatz.

Gysi ist Schlussredner. Anderthalb Stunden müssen die Bremer Linken und die politikinteressierte Öffentlichkeit auf den Auftritt des 71-jährigen Rechtsanwalts aus Berlin warten. Gysi ist ja jetzt Vorsitzender der übernationalen Europäischen Linken. Eine Vorzeigefigur für den Europawahlkampf eben. Trotzdem lobt er zunächst die „toughe Spitzenkandidatin“ der Bremer Linken für die Bürgerschaftswahl, Kristina Vogt.

Die 53-Jährige ist derweil längst hinter der Bühne. Sie hat die Veranstaltung auf dem Marktplatz eröffnet. Und die wohl 300 Zuschauer mit einem kämpferischen Auftritt in ihren Bann gezogen. Vogt beklagt, dass Bremen zu einer Hochburg von Leiharbeit und prekärer Beschäftigung geworden sei. Auch habe der Senat auf Druck der Grünen den Wohnungsbau dem freien Markt überlassen. „Die Mieten steigen durch die Decken“, ruft Vogt, „das ist eine kalte Enteignung der Arbeitnehmer.“ Das gibt Applaus. CDU-Spitzenmann Carsten Meyer-Heder muss einstecken – als „unkonkreter und faktenfreier Bürgermeisterkandidat“. FDP, SPD und Grüne bekommen ihr Fett weg. „Wir versprechen keine Luftschlösser.“

Die Spitzenleute der Europawahl sind vor Ort und geben kräftig Gas. Doch die Veranstaltung plätschert vor sich hin. Die vor allem alt-linke Klientel wartet auf Gysi. Dann kommt Bernd Riexinger, Parteichef der Linken. Ein Stuttgarter, der durchaus verständlich spricht. Es dauert, doch Riexinger kommt in Fahrt. Er fordert, dass die Internetkonzerne endlich zur Steuerkasse gebeten werden sollen. Und er fordert von Europa, die für den panzerfesten Ausbau von Brücken und Verkehrswegen eingeplanten Milliarden doch lieber in eine Reduzierung der Ticketpreise für Bus und Bahn zu investieren.

Klassenkämpferische Parolen kommen immer noch an. „Mit Mietpreissteigerungen werden auch die Löhne enteignet“, ruft Riexinger. Und: Milliardäre sollten mehr Steuern zahlen, damit die Altenpflegerin mehr verdienen könne, sagt der Linken-Chef. Jubel bricht aus. Dann kommt Gysi. Anfeuerungsrufe erschallen.