Berlin - Vor ein paar Wochen wurde sie in Südafrika überfallen. Handy, Kreditkarte, Tablet – alles weg. Heidi Hetzer erzählte noch davon, wie sie die Diebe mit dem Auto in den Straßen von Kapstadt verfolgte. Mit 81 Jahren. Kurz danach posierte sie gut gelaunt neben der „Pink Lady“. So hieß der Geländewagen, mit dem sie in Afrika unterwegs war. Ihre Fans verfolgten solche waghalsigen Abenteuer gern im Internet. Nun steht auf ihrer Seite: „Ich lebe nicht mehr, aber ich habe gelebt.“

Gerade erst war Heidi Hetzer in ihre Heimat Berlin zurückgekehrt. Dort wurde sie tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Sie starb an Ostern, wie die Familie am Dienstag mitteilte. Die genaue Todesursache sei noch nicht bekannt, aber es deute alles auf Altersschwäche oder einen Unfall hin, so Hetzers Kinder weiter.

Die ehemalige Autohändlerin und leidenschaftliche Rallye-Fahrerin wurde mit ihrer Oldtimer-Weltreise zum Promi, nicht nur in Berlin. Die Presseberichte über sie dürften viele Ordner füllen. Sie hatte Benzin im Blut – und zwar sehr viel. Die Handtasche in Autoform war ihr Markenzeichen. Ihre Autos hat sie selbst repariert. Einmal geriet sie dabei mit der Hand in den Motor, der kleine Finger musste amputiert werden. Für sie kein Grund aufzugeben.

Hetzer hatte eine ungewöhnliche Biografie für eine Frau ihrer Generation: Sie lernte Kfz-Mechanikerin, mit 31 Jahren übernahm sie 1969 das Unternehmen ihres Vaters und baute es zu einem der größten Autohäuser Berlins aus. „Ich kann nur Autos“, sagte sie dazu. 2012 trennte sich Hetzer von ihrem Geschäft.

Dann kam noch einmal das ganz große Abenteuer: Im Juli 2014 brach sie zur Weltreise auf. Ihr Vorbild war die Rennfahrerin Clärenore Stinnes, die in den 20er Jahren auf eine ähnliche Tour ging.

Mit Oldtimer „Hudo“, Baujahr 1930, war sie zwei Jahre und sieben Monate unterwegs. Keiner ihre männlichen Beifahrer hielt durch. Der petrolfarbene Oldtimer schluckte 17 Liter auf 100 Kilometer, blieb liegen, verschliss Motoren und Ersatzteile. Heidi Hetzer verzieh ihm alles.

Bei ihrer Rückkehr im März 2017 warteten mehrere Hundert Fans auf sie am Brandenburger Tor, sie vergoss Tränen und stieg zur Begrüßung auf die Motorhaube. Heidi Hetzer konnte sehr resolut sein, eine Berliner Schnauze, sehr geradeaus. Als sie wegen einer Bemerkung im ZDF-Morgenmagazin als rassistisch kritisiert wurde, zeigte sie Reue.

Im Herbst 22018 brach Heidi Hetzer zu ihrem letzten Abenteuer nach Afrika auf, mit einem Auto ohne Elektronik, einem Hubdach zum Schlafen, einem Kühlschrank, Wasser und Kocher. Das Auto war pink beklebt. „Die hässlichste Farbe für Männer, damit sie ihn mir nicht klauen – und wenn, ist er schnell wieder zu finden“, meinte Hetzer.

Die Reisen haben sie tief beeindruckt. „Es gibt hier so viel zu sehen. Man würdigt alle Dinge, die wir in Europa haben, viel mehr, wenn man sie plötzlich nicht mehr hat“, schrieb sie.