Oldenburg - Jaroslav Weber hat sein Wohnhaus einschneien lassen. Auf Knopfdruck regelt er die Dichte des Schneefalls, die Wolken und den Wind. Professor Jens Peter Thiessen steht derweil im Schneegestöber und begutachtet die Arbeit seines Studenten. Das Ganze spielt sich im „3D-Labor“ der Jade Hochschule in Oldenburg ab. Weber studiert Architektur und hat eben sein „Intensivprojekt“ abgegeben. Diese Projekte fordern eine intensive, also detaillierte und vielschichtige Ausarbeitung.

Gezeichnet werden die Architekturpläne schon länger rein digital. Inzwischen findet das fast ausschließlich dreidimensional statt. Diese virtuellen Architekturmodelle eignen sich nach entsprechender Bearbeitung auch zur Präsentation der Ergebnisse. Auf die geometrischen Informationen der Wände werden entsprechende Oberflächen appliziert. Licht und Umgebung sorgen für die entsprechende Atmosphäre.

Der Einsatz von Virtual-Reality-Brillen und interaktiven Elementen in der Darstellung führen dazu, dass diese Modelle immer realitätsnaher wahrgenommen werden können. Betrachter können Türen öffnen oder sich durch Räume teleportieren und beliebige Blickpunkte einnehmen. So präsentieren auch die Studenten Philipp Bolte und Viete Voss ein virtuelles Modell. Ihr Professor hatte im Grundriss ein zu enges Treppenhaus bemängelt. Nachdem er die Möglichkeit hatte, sich einen virtuellen räumlichen Eindruck zu verschaffen, revidierte er sein Urteil.

„In die Modellbauwerkstatt muss ich nicht mehr gehen – nur wenn der Professor es verlangt“, erklärt Viete Voss. Das Erstellen eines begehbaren, virtuellen Modells erfordert zusätzlichen Aufwand sowie rechenstarke Computer. Die Anwendungen sind häufig aus der Spieleindustrie entnommen. Aber auch, wenn das Schneegestöber im Modell die Prüfer beeindruckt hat, sind es am Ende dann doch die architektonischen Qualitäten des Entwurfs, die überzeugen müssen.