Lüneburg - Im Fall des mutmaßlichen Serienmörders von Lüneburg prüft die Polizei mittlerweile mögliche Verbindungen zu mehr als 200 Taten. „Bislang haben mehrere Dutzend Dienststellen insgesamt 235 verschiedene interessante Fälle gemeldet“, sagte Sprecher Mathias Fossenberger der Polizeidirektion Lüneburg zum Ermittlungsstand. Darunter seien auch Vermisstenfälle und Vergewaltigungen.

„Damit kein Fall unbeachtet bleibt, sind die Dienststellen angehalten, sich bereits niedrigschwellig mit der Clearingstelle der Ermittlungsgruppe Göhrde in Verbindung zu setzen“, betonte Fossenberger dazu. Dazu gehörten auch viele Fälle, die vermutlich nicht mit dem Friedhofsgärtner in Verbindung stünden.

Auf einem früheren Grundstück des Gärtners am Stadtrand von Lüneburg war im September 2017 die Leiche der seit 1989 vermissten Birgit Meier entdeckt worden. Den grauenvollen Fund machte ihr Bruder Wolfgang Sielaff, ehemaliger Leiter des Landeskriminalamts Hamburg.

Anfang 2018 hatte Lüneburgs Polizei die Clearingstelle eingerichtet. Dienststellen im In- und Ausland sollen so ihre Fälle anhand der sogenannten Göhrdemorde abgleichen können. In dem Waldgebiet östlich von Lüneburg waren 1989 zwei Paare getötet worden. Der Gärtner gilt als Verantwortlicher für die zwei Doppelmorde, die bundesweit für Schlagzeilen sorgten. Im April 1993 beging er Selbstmord, als er wegen anderer Vorwürfe in U-Haft saß. Gegen Tote wird nicht ermittelt, doch zumindest in einigen Fällen soll er von einem als Beschuldigten geführten möglichen Komplizen unterstützt worden sein.

Auch zwei nie geklärte Mordfälle aus dem Raum Lüneburg beschäftigen dabei die Ermittler. Im Mai 1969 wurde eine 14-jährige Schülerin missbraucht und getötet. Ihre Leiche wurde später an der Elbe gefunden. Ein knappes Jahr darauf wird eine 38-Jährige mit vier Schüssen aus einer Kleinkaliberwaffe getötet, als sie in einem Naturschutzgebiet unterwegs war – auch dieser Fall blieb ungeklärt.

Ein Bewegungsbild des Mannes wurde erstellt, der längere Zeit auch in Karlsruhe lebte. In einem polizeiinternen Skript sei schon 2018 von 22 Komplexen mit 26 Opfern die Rede. Dazu gehört auch eine Serie von Vergewaltigungen in der Nordheide von 1985/86. In dem bundesweit verschickten Papier gehe es auch um sechs Taten in Süddeutschland und eine in Frankreich. Die Polizei wollte sich nicht dazu äußern.

Der Fall der in Bayern seit 1976 vermissten Monika Frischholz dürfte wohl nichts mit dem Göhrdemörder zu tun haben. Bei der Suche nach sterblichen Überresten der Zwölfjährigen waren die Ermittler bei Flossenbürg vor einigen Tagen im Waldboden auf ein Auto gestoßen.