Nürnberg/Emden - Die Zahl der Leiharbeiter in Deutschland ist im vergangenen Jahr gesunken. Ende 2018 waren 773 000 Menschen in der Branche tätig und damit rund 94 000 weniger als im Jahr zuvor, wie aus einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervorgeht. Gleichzeitig nahm die Zahl der Arbeitslosenmeldungen aus der Zeitarbeit um 11 000 zu. Und die Zahl der gemeldeten Stellen aus diesem Bereich sinkt.

Der Anteil von Zeitarbeitern an der Gesamtbeschäftigung lag Ende 2018 laut BA bei knapp drei Prozent. Die meisten Leiharbeiter sind in der Produktion beschäftigt, gefolgt von einer ganzen Reihe an Dienstleistungsberufen in der Wirtschaft wie der Verwaltung sowie dem Gastgewerbe und der Pflege.

Die Zeitarbeitsbranche gilt als Frühindikator für wirtschaftliche Entwicklungen, weil sie eine sinkende oder steigende Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt schnell zu spüren bekommt. Dass das konjunkturelle Umfeld eine ganz entscheidende Rolle spiele, zeige sich gerade in der Automobilbranche, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister (BAP), Thomas Hetz. Gerade in diesem Bereich sei die Zeitarbeit rückläufig.

Die Autoindustrie kämpft aktuell mit Absatzschwierigkeiten in China (oder auch z.B. Türkei) und Unsicherheiten durch den geplanten Ausstieg Großbritanniens aus der EU. Auch der Handelsstreit zwischen den USA und China drückt auf die Stimmung. Zudem belasten hohe Investitionen in die Umstellung auf Elektroautos. Die Branche reagiert daher mit Stellenstreichungen und Sparprogrammen. Das bekommen Leiharbeiter früh zu spüren.

Daimler etwa hat zuletzt wegen Umbauarbeiten im Zuge der E-Mobilität in Untertürkheim eine Zahl von Leiharbeitern abbestellt. Auch in Emden bei VW müssen zahlreiche gehen. Das Werk wird auf E-Autos umgestellt.


Doch auch Gesetzesänderungen beeinflussen Experten zufolge die Branche. So dürfen Zeitarbeiter seit April 2017 in der Regel nicht mehr länger als 18 Monate in einem Betrieb beschäftigt werden. Außerdem haben sie nach neun Monaten Anspruch auf gleiche Bezahlung wie die Stammbelegschaft.

„Die Stimmung in unserer Branche hat sich schon zum Jahresbeginn 2018 eingetrübt“, sagte Unternehmerin Ingrid Hofmann, die auch im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit sitzt. Neben der schwächelnden Konjunktur ist nach Ansicht der Inhaberin und Leiterin der Zeitarbeitsfirma Hofmann Personal in Nürnberg auch die Gesetzesänderung dafür verantwortlich. Der administrative Aufwand habe sich deutlich erhöht.

Zeitarbeit soll Betrieben Flexibilität ermöglichen. Auf der anderen Seite soll sie vor allem Langzeitarbeitslosen und Geringqualifizierten die Chance bieten, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.