Unna/Stuttgart - Auf dem Motorrad gilt Helmpflicht – doch nicht alle Modelle bieten bauartbedingt den gleichen Schutz. „Der Vollvisier- oder Integralhelm ist der Klassiker“, sagt Frank Braemer vom Bekleidungs- und Zubehör-Anbieter Polo. „Ein Universalhelm für alle Einsatzzwecke und jeden Motorradtyp, der die größte Sicherheit bietet, weil auch der Kinnbereich komplett geschützt ist.“ Dieser Helmtyp sei mittlerweile je nach Preis sehr aufwendig ausgestattet, etwa mit Sonnenblende oder sogar einem Funksystem.

Ralf Schefzig setzt auf den Klapphelm. „Der bietet durch den Klappmechanismus einerseits den Komfort eines Jethelms, etwa, wenn man im Sommer an der Ampel steht und mal durchatmen möchte“, sagt der Motorradtrainer beim Auto Club Europa (ACE), „garantiert mir andererseits während der Fahrt aber die Sicherheit eines Vollvisierhelms.“

Mit hochgeklapptem Kinnteil zu fahren, davon rät er allerdings ab. Dann erfülle der Helm nicht mehr die ECE-Norm 22/05, die geprüfte Sicherheit im geschlossenen Zustand garantiert.

„Es gibt Klapphelme, die zusätzlich als Jethelm geprüft werden“, ergänzt Till Ferges. Der Redakteur des Fachmagazins „Motorrad News“ verweist auf die sogenannte P+J-Homologation. Auch er rät wegen der Verletzungsgefahr im Gesicht zum Fahren mit geschlossenem Helm.

Offene Jethelme erleben aktuell durch den ungebrochenen Retrotrend der Motorradbranche eine wahre Renaissance. Zum Flanieren auf den Boulevards mag das angehen, für hohe Geschwindigkeiten aber taugt der Jethelm nicht. „Jedes Insekt schlägt dann im Gesicht ein wie ein Stein“, so ACE-Mann Schefzig. Und Ferges weiß aus eigener Erfahrung, „dass es statt Insekten auch mal hochgewirbelte Steinchen sein können.“ Das könne nicht nur schmerzhaft, sondern auch sehr gefährlich sein.

Noch weniger Sicherheit bieten sogenannte Brain Caps. Diese Halbschalen enden bereits oberhalb der Ohren, werden aber wegen des lässigen Looks von Chopper-Fahrern gern getragen. „Lässig vielleicht, zulässig aber auf gar keinen Fall“, warnt Schefzig. „Wer von der Polizei erwischt wird, muss mit einem Verwarngeld rechnen, zudem kann die Weiterfahrt untersagt werden.“

Mindestens 100 Euro müsse man für einen guten Jet-, um die 150 Euro für einen Vollvisierhelm anlegen, sagt Schefzig. Ferges hat gerade einen Jethelm getestet, der gar stolze 400 Euro kostet. Tipp: Auslaufmodelle von Markenherstellern seien oft wesentlich günstiger, aber nicht unbedingt schlechter als die neuesten Modelle.

Der richtige Helm hängt auch vom Einsatzzweck ab: „Wenn man einen Roller mit 40 km/h Spitze fährt, kann man bereits für 100 Euro einen Helm bekommen, der den Schutzanforderungen entspricht“, sagt Braemer. „Kauft man aber ein Hochleistungsmotorrad mit 200 PS, reicht ein solcher Helm nicht aus.“