Oldenburg - Da haben wir es wieder: Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes sollen finanzielle Mehrbelastungen durchgeboxt und soll Bürgern ein schlechtes Gewissen eingeredet werden – zumindest in einigen Punkten, die das Umweltbundesamt anmerkt, wird dieser Eindruck erweckt. Für den Klimaschutz ist das eher schädlich als hilfreich, denn die Umwelt zu schützen ist zweifelsohne richtig und wichtig – aber höhere Spritpreise und wegfallende Pendlerpauschalen werden überhaupt nichts ändern.

Wer auf seinen Wagen angewiesen ist, wird diesen auch weiterhin nutzen – der Schadstoffausstoß bleibt dementsprechend gleich – nur das Loch im Portemonnaie wird noch größer. Damit Elektroautos eine echte Alternative werden, muss der Anschaffungspreis rapide sinken, gebrauchte Stromer müssen ebenso bezuschusst werden, und vor allem muss Strom viel günstiger werden. Im europaweiten Vergleich sind die Energiekosten hierzulande mit am höchsten – so funktioniert der Wandel sicher nicht.

Ein Blick auf die Onshore-Windanlagenbauer, die gerade mit Regularien-Wirrwarr zu kämpfen haben und dadurch stark ausgebremst, gar in den Ruin getrieben werden, genügt, um sich ein Bild davon zu machen, wie es um Klimaschutzziele wirklich bestellt ist. Auf der einen Seite wird lauthals danach verlangt, auf der anderen Seite werden nötige Maßnahmen blockiert oder hinausgezögert. Da kommt ein Ruf unter anderem nach höheren Spritpreisen geradezu heuchlerisch daher.

Ein Schuh wird daraus, wenn zuerst eine bessere In­frastruktur für Radfahrer und attraktivere Angebote für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) geschaffen werden, um zumindest Pendler mit kürzeren Anfahrtswegen zum Umstieg vom Auto zu bewegen. Aber solange ländliche Regionen vom ÖPNV regelrecht abgeschnitten sind und Arbeitswege mit dem Auto 20 Minuten, mit dem Bus aber teils mehrere Stunden dauern können, wird es kein Umdenken geben – und wer soll es denjenigen auch verübeln?

Menschen dafür zu bestrafen, dass sie mangels Alternativen auf ihr Fahrzeug angewiesen sind und sich kein Elektroauto leisten können, führt sicher nicht zu mehr Akzeptanz. Faire Entlastungen an anderen Stellen, um die Mehrkosten auszugleichen sind dringend notwendig, denn niemand braucht ein noch größeres soziales Ungleichgewicht als es jetzt schon der Fall ist. Wird die Last dagegen gleichmäßig verteilt wird, klappt es auch mit dem Klimaschutz.

Sabrina Wendt
Sabrina Wendt Thementeam Wirtschaft