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Frankreich Auf den Spuren von König Artus

Christoph Driessen

Paimpont - Dieser Zauberwald gilt seit Menschengedenken als magischer Ort. Hier erstreckt sich das Tal ohne Wiederkehr, in dem die Fee Morgana ihre untreuen Liebhaber für alle Zeiten gefangen hält. Hier liegt der See von Comper, aus dem König Artus das Schwert Excalibur empfing. Hier liegt das Grab des Zauberers Merlin.

Die meisten dürften diesen Wald irgendwo in Britannien vermuten. Doch die Artus-Sage ist keltischen Ursprungs und damit auch in der Bretagne zuhause. Und eben dort, in der Hochbretagne westlich von Rennes, befindet er sich: La Forêt de Brocéliande.

Hügelige Landschaft

Ein Wald, der früher weite Teile der bretonischen Halbinsel bedeckte und jetzt noch etwa 7000 Hektar umfasst. Ein Wald von dem man sagt, dass man aus ihm herauskomme wie aus einem Traum. Der Zauberwald von Brocéliande ist so real, dass man ihn sogar ins Navi eingeben kann. „Paimpont, Frankreich“ ist die Adresse.

Die meisten Besucher dürften den verwunschenen Wald von einem der Ferienorte an der bretonischen Küste aus ansteuern. Es ist eine leicht hügelige Landschaft mit Feldern, kleinen Wäldchen und eingestreuten Ortschaften. Lange ist nichts ausgeschildert, sodass man meinen könnte, einem Mythos aufgesessen zu sein.

Doch dann plötzlich erreicht man eine Anhöhe und blickt auf einen ausgedehnten Wald herab. Ein Startpunkt ist das effektvoll gestaltete Themenzentrum La Porte des Secrets in den Nebengebäuden einer alten Abtei im verträumten Dorf Paimpont. Dort werden vor allem junge Besucher in den Sagenkreis von Brocéliande eingeführt.

Nach einer Stärkung in der Boulangerie fährt man am besten in den noch viel kleineren Ort Tréhorenteuc am Waldrand. Mit etwas Glück ist gerade Markt. Aber natürlich keiner mit Obst und Gemüse. Es werden Gemälde von Elfen und Einhörnern angeboten, Hexenfiguren, Hippie-Kleidung und Tassen mit König-Artus- oder Feenmotiv.

Die Besucher des Marktes sind Kenner: Neo-Druiden, Gralssucher, Esoteriker, zum Teil von weither angereist. Einige tragende wallende Gewänder und Blumenkränze. Bei anderen baumeln keltische Sonnenzeichen um den Hals.

Die kleine Dorfkirche heißt überall nur L’église du Graal – die Gralskirche. Sie ist eine kleine Sensation, denn in all ihren bunten Glasfenstern und Gemälden wird der christliche Glaube mit der Artus-Sage vermischt. Am bemerkenswertesten ist vielleicht eine Kreuzwegstation, die Jesus zusammen mit der nur leicht bekleideten Fee Morgana zeigt.

Bis nach Tréhorenteuc kommt man mit dem Auto, aber das Tal ohne Wiederkehr mit seinem Feenspiegel, einem grünäugigen Gewässer, ist nur zu Fuß zu erreichen. „Zwei Stunden dauert das schon“, verrät ein junger Franzose, der mit seiner Freundin dort gewesen ist. Was der Legende zufolge nur eines bedeuten kann: Er ist seiner Partnerin treu. Andernfalls nämlich hätte die Fee Morgana ihn nie wieder gehen lassen.

Geheimnisvolle Quelle

Nächste Station: das Schloss von Comper. Aus rotbraunem Stein erbaut, wacht es über jenem See, der Zugang in die Anderswelt sein soll. Den Legenden zufolge ist es gar kein richtiger See, sondern nur eine Illusion. Heraufbeschworen vom Zauberer Merlin, um das auf dem Grund des Sees stehende Kristallschloss für seine Geliebte Morgana neugierigen Blicken zu entziehen.

Ein junger Mann mit Vollbart, Zopf und weißem Leinenhemd klärt die Besucher über die Hintergründe der Artus-Legende auf. „Im 5. Jahrhundert wurden die Römer in Britannien immer härter von den Angelsachsen bedrängt. Doch einem keltischen Heerführer gelang es noch einmal, die anstürmenden Massen zurückzuschlagen.“ Er soll das Vorbild für Artus gewesen sein. Später wanderten viele Kelten von der Insel in die Bretagne aus, die Artus-Sage im Gepäck.

Immer wieder stößt man im Wald auf große Besuchergruppen, die dort andächtig stehen und einem Gästeführer zuhören, der von den alten Legenden erzählt. Viel zu sehen gibt es nicht, man muss den Wald mit seiner Fantasie selbst beleben.

Die Franzosen reisen busweise an. Der Parkplatz, von dem aus ein schmaler Pfad zur geheimnisumwitterten Quelle von Barenton führt, ist an diesem sonnigen Samstag im Sommer völlig überfüllt.

Nach einem strammen halbstündigen Fußmarsch stellt sich die Quelle als winziger Bach heraus. Dennoch sitzen dort jede Menge Besucher und halten ihre Hände in das klare, kalte Wasser.

Die ältesten Berichte über die Quelle stammen aus dem 12. Jahrhundert. Zahlreiche Legenden umspinnen sie. So sollen sich dort die Fee Morgana – die Hüterin der Quelle – und der Zauberer Merlin verliebt haben. Später ließ ihn die Fee in ewigen Schlaf fallen. Merlins Grab besteht aus den eher armseligen Resten einiger zerschlagener Megalithen, jener Dolmen oder auch Hinkelsteine, die überall in der Bretagne zu finden sind.

In der Nähe befindet sich die Fontaine de Jouvence, der Jungbrunnen. Das Wasser sieht allerdings einigermaßen abgestanden aus, sodass mehrere Besucher unschlüssig um das Steinbecken herumstehen. Da schießt plötzlich ein weißer Hund durchs Gestrüpp und springt hinein.

Gebannt starren die Umstehenden auf das planschende Tier. Als er schließlich wieder herauskommt, ist keine unmittelbare Veränderung feststellbar. „Ein Welpe ist er nicht geworden“, scherzt jemand. Worauf die Besitzerin entgegnet: „Er ist aber auch noch sehr jung!“ Man darf also weiter glauben.

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