Palma - Mallorca im späten Herbst. Blauer Himmel, 20 Grad, die Mallorquiner genießen die Ruhe auf ihrer Insel ohne den sommerlichen Massentourismus. Am Strand nahe der Hauptstadt Palma liegen sie in der Sonne, Kinder spielen, Pärchen spazieren Hand in Hand am Wasser entlang. Ein Idyll, auf den ersten Blick. Aber wer näher hinschaut, entdeckt zwischen Meerestang und Muscheln überall Müll und Plastik. Becher, Bierdosen, Flaschenverschlüsse und irgendwelche kaum noch identifizierbaren Reste aus Kunststoff ragen aus dem Sand, und auch auf der palmengesäumten Hafenpromenade liegen Abfallhaufen.

Sie sind die Überreste der vergangenen Sommersaison samt Massentourismus und Megakonsum – auch nachdem die Urlauber schon lange wieder abgereist sind. Aber mittels eines neuen, ehrgeizigen und strengen Abfallgesetzes, das Anfang des Jahres im Balearen-Parlament verabschiedet wurde, soll die Müllmenge in den kommenden Jahren endlich massiv reduziert werden – um 10 Prozent bis 2021 (verglichen mit 2010) und um 20 Prozent bis 2030, so lautet das Ziel.

„Das Gesetz ist sogar ambitionierter als das, was der spanische Staat sich vorgenommen hat“, sagt Sebastián Sanso, Direktor für Abfallwirtschaft im balearischen Umweltministerium. „Inseln sind viel fragiler als das Festland. Jeden Tag haben wir hier mehr Müll, und die Produzenten denken nicht darüber nach, wie das alles recycelt werden kann.“ Der Tourismus spiele dabei eine riesige Rolle. Daher gehe es bei dem Gesetz darum, umweltschädliche Stoffe und speziell Einwegverpackungen aus Plastik möglichst zu vermeiden.

Das betrifft etwa Kaffeekapseln, Strohhalme, Wattestäbchen, Feuerzeuge, Rasierklingen oder Druckerpatronen, die nicht aus umweltfreundlichen Materialien hergestellt sind oder nur einmal benutzt werden können. Bei der Umsetzung hilft unter anderem die Nachhaltigkeitsinitiative der deutschen Tourismusbranche, Futouris. Bei dem Projekt „Plastikfreier Urlaub auf den Balearen“ geht es darum, wie Plastikabfall konkret vermeidbar ist.

Inzwischen wurden gemeinsam mit zehn teilnehmenden Hotels und Hotelketten sowie Vertretern der Reiseveranstalter und lokalen NGOs Pilotmaßnahmen entwickelt, die in der kommenden Saison getestet werden sollen. „Einige Maßnahmen – wie Strohhalme nur auf explizite Nachfrage, keine Einweg-Plastikbecher im Poolbereich, große Seifenspender statt Mini-Duschgelflaschen im Badezimmer oder Verzicht auf Portionspackungen am Frühstücksbuffet – wurden bereits umgesetzt“, betont Futouris-Projektleiterin Swantje Lehners und lobt das Engagement vieler Hotelbetriebe.

Dazu gehört etwa die Kette Iberostar mit Hauptsitz in Palma, die eine Plastikabfallreduzierung fest in ihren Unternehmenszielen verankert hat. Bereits im kommenden Jahr würden alle Häuser der Gruppe komplett auf Einweg-Plastikverpackungen verzichten, schreibt das Unternehmen auf seiner Webseite. Auch setzt Iberostar im Rahmen der Initiative „Welle des Wandels“ auf den Einkauf von Fisch und Meeresfrüchten aus nachhaltiger Fischerei sowie auf eine Sensibilisierung für den Schutz der Ozeane.

Und was sagen die Gäste aus Deutschland zu den Bemühungen? „Das Thema kommt inzwischen immer mehr bei den Urlaubern an. Bei Befragungen wurde deutlich, dass es den allermeisten wichtig ist, die Umwelt ihres Urlaubslandes zu schützen“, erklärt Swantje Lehners. Sebastián Sanso appelliert deshalb an die Urlauber, sich verantwortungsbewusster als bisher zu verhalten und bei der Umsetzung des neuen Gesetzes zu helfen – denn schließlich wollten ja alle Menschen an einem sauberen Strand Urlaub machen.