Oldenburg - Der Traum vom eigenen Haus – für Julia (31) und Lüder Palt (34) wurde dieser Traum am Tag des Einzugs zum Albtraum. Rund ums Haus ist nicht gepflastert, die Kinder schleppen den Sand herein, und viel schlimmer noch, beim Duschen im Obergeschoss tropft das Wasser durch einen in die Decke eingelassenen Lampenstrahler in den Flur. Zwei Wassereimer fangen das Nass auf. Im Erdgeschoss funktioniert die in die Gästetoilette integrierte Dusche zwar, doch verteilt sich das Wasser im Raum, weil das Gefälle zum Abfluss zu gering ist. Und als über den Außenanschluss im Sommer ein Bassin mit Wasser gefüllt wurde, stand plötzlich der Keller unter Wasser.

Sechs zwischen zwei und 13 Jahre alte Kinder gehören zur Familie. Julia Palt arbeitet als Tagesmutter, Ehemann Lüder ist bei der Nord LB angestellt. Kennengelernt haben sich die beiden über schulische Kontakte. In der Tannenkampstraße wohnten sie zunächst mit zwei Kindern, dann zogen sie in den Schörenpad in Bloherfelde. Schon immer hegten die Eheleute den Wunsch, in einem eigenen Haus zu leben.

Im Februar 2014 kauften sie deshalb ein Grundstück am Nachtigallenweg in Eversten in schöner Lage, direkt an der Hausbäke und nicht weit vom Schwanenteich. Im Dezember 2015 schlossen sie einen Vertrag mit dem Gehlenberger Bauunternehmer Uwe Immken ab, im Januar 2016 erteilte die Stadt die Baugenehmigung. Im Juli 2016 wurde der Bauvertrag laut Lüder Palt überarbeitet und geändert. Immken habe bis dahin nur mündlich zugesichert, die Haftung auch für Gewerke der Subunternehmer zu übernehmen, was im alten Vertrag nicht schriftlich fixiert war. Baubeginn war dann laut Palt im Juli 2016. Nach sieben Monaten, also im März 2017, hätte der Bau fertig sein sollen. Einziehen konnte die Familie aber erst im November 2017, nachdem sie massiven Druck ausgeübt hatte. „Eigentlich ist der Bau bis heute nicht abgeschlossen. Es gibt keine Abnahme, noch viele Mängel und manche vertraglich vereinbarten Arbeiten (z.B. Pflasterung) sind noch nicht einmal begonnen“, schreibt Lüder Palt. Durch das durch die Decke laufende Duschwasser könnten zudem Schäden im Beton entstanden sein.

Die Familie ist in eine Kostenfalle geraten. Durch den verspäteten Einzug liefen die Kredittilgung und die Mietkosten für die Wohnung am Schörenpad gleichzeitig. Außerdem schlug die Grundwasserabsenkung kräftig zu Buche. 30 Tage waren geplant. Tatsächlich liefen die Pumpen 96 Tage. Statt 6000 wurden 18 000 Euro berechnet. „Der Maurer hat sich das Grundstück erst angeschaut, als die Pumpen schon zwei Wochen liefen“, sagt Lüder Palt.

Der Bauunternehmer weist die Vorwürfe zurück: „Die Grundwasserabsenkung lief so lange, weil die Witterung so schlecht war.“ Der Wasserschaden im Keller sei ihm im Übrigen nicht sofort gemeldet worden, sondern erst vor eineinhalb Wochen per Mail. Immken: „Die wollen nicht mit mir reden, sie sind telefonisch nicht zu erreichen.“ Und weiter: „Wir sind durchaus gewillt, die Schäden zu beheben – wenn man uns ins Haus hineinlässt.“ Die Dusche im Gäste-WC sei ohne Duschtür eingebaut worden. Deshalb fließe nun das Wasser heraus. Immken: „Auf jeden Fall ist das Gefälle ausreichend.“ Außerdem stehen noch 43 000 Euro aus, die die Palts noch zahlen müssen.

Eine Bauabnahme hat es bisher noch nicht gegeben, die Familie Palt hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet, auf dessen Fragen wird der Bauunternehmer antworten, wie er im Gespräch mit der NWZ mitteilte. Und so hat Familie Palt auch noch keinen eigenen Haustürschlüssel. Für die Bautür haben auch die Handwerker einen Schlüssel. „Einmal stand plötzlich der Fliesenleger im Flur“, erinnert sich Julia Palt an einen überraschenden Besuch. Und auch am vergangenen Freitag kam ein vom Unternehmer beauftragter Heizungsmonteur ungelegen ohne Voranmeldung. Immken hat nun auch mit dem Anwalt der Familie Kontakt aufgenommen.

Die Palts hoffen nun, dass sie mit dem Unternehmer einen Zeitplan erarbeiten können. Denn für die Sanierung des Bades wird die Familie wohl für ein paar Wochen wieder ausziehen müssen.

Thomas Husmann
Thomas Husmann Redaktion Oldenburg