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Bundesliga Zu Gast im eigenen Wohnzimmer

Dortmund/Bremen - Das ganz große Gefühlskino wird Nuri Sahin schon einholen, wenn der Ball noch gar nicht rollt. An diesem Samstag, kurz vor dem Anpfiff um 18.30 Uhr, soll er geehrt, gefeiert, offiziell verabschiedet werden. 81 365 Zuschauer sind dann in dem Stadion, von dem er zunächst nur geträumt hatte, als er als 13-jähriges Talent zu Borussia Dortmund wechselte. In jener Arena, in der er als 16-Jähriger seine ersten Profiminuten erlebte und in der er als bis heute jüngster Torschütze der Liga mit 17 Jahren und 81 Tagen seinen ersten Treffer erzielte. In jenem Fußball-Tempel, in dem er 2011 mit gerade mal 22 Jahren Deutscher Meister wurde, woraufhin ihn die Bundesligaprofis zum besten Spieler der Saison wählten.

Erstmals Liga-Gegner

Es gilt als sicher, dass die größte Stehplatztribüne Europas an diesem Samstag wieder voller Inbrunst den Namen ihres Lieblings skandieren wird – auch wenn Nuri Sahin erstmals mit einem anderen Bundesligatrikot, dem von Werder Bremen, auf den Rasen läuft. Über die legendäre „Gelbe Wand“, die 25 000 Fans fasst, sagte Sahin in diesem Sommer, in dem es ihn aufgrund fehlender Einsatzzeiten vom BVB zum SV Werder zog: „Bis zu meinem letzten Atemzug, wenn ich meine Augen schließe, werde ich dich meinen Namen singen hören.“

So weit die Fußball-Romantik. Rein sportlich stellt sich die Frage: Darf Sahin bei seinem ersten Bundesliga-Gastspiel im eigenen Wohnzimmer von Beginn an ran?

Emotionen, stellte Florian Kohfeldt unter der Woche klar, seien ihm grundsätzlich wichtig und wolle er berücksichtigen. Aber: „Das kann kein Grund sein, ob ich einen Spieler aufstelle oder nicht.“

Zuletzt saß Sahin lediglich auf der Bank. Dort, wo er in Dortmund nicht mehr Platz nehmen wollte. Kohfeldt zog beim 3:1 gegen Fortuna Düsseldorf Kevin Möhwald vor, weil ihm laut eigener Aussage sogar Sahin zu diesem Wechsel riet. Möhwald traf zum 1:0, betrieb reichlich Eigenwerbung. Davy Klaassen und Maximilian Eggestein gelten ohnehin als gesetzt im Bremer Mittelfeld. So kann die Entscheidung nur zwischen Sahin und Möhwald fallen.

„Nuri hat berechtigte Hoffnungen, in der Startelf zu stehen“, betonte Kohfeldt auch. Das sagt er allerdings über fast jeden Spieler, der dem Bremer Kader angehört. Auf eine Einsatzgarantie verzichtete der Trainer.

Dies wiederum ändert nichts an der Wertschätzung, die der 36-jährige Coach für seinen 30-jährigen Spieler empfindet. „Nuri hat neben dem Platz unsere Erwartungen zu 1000 Prozent erfüllt, sogar übererfüllt. Übererfüllt deshalb, weil du mit ihm Gespräche führen kannst, die über das übliche Trainer-Spieler-Gespräch hinausgehen“, sagte Kohfeldt. Auch Sahin habe im Spiel aber ein wenig das Selbstverständnis verloren, das Werder zu Saisonbeginn noch ausgezeichnet und das zuletzt gefehlt hatte.

Übersicht ja, Tempo nein

Wer Sahin spielen sieht, erkennt noch immer das Talent, das ihn beim BVB zum Star hatte werden lassen. Dass ihn zu Feyenoord Rotterdam (2007/08), Real Madrid (2011/12) und dem FC Liverpool (2012/13) gebracht hatte. Der Türke besitzt ein exzellentes Auge, eine große Übersicht und Passgenauigkeit.

Wer Sahin spielen sieht, erkennt gleichwohl auch: Für das höchste Niveau ist er inzwischen zu langsam geworden. Das belegen auch statistische Werte, die ihn zu den langsamsten Profis der Liga zählen. Als Folge dessen kommt er öfter mal einen Schritt zu spät in die Zweikämpfe, was im defensiven Mittelfeld zu einem echten Problem für das Team wird. Kann sich Werder das beim vor Tempo und Dynamik nur so strotzenden BVB leisten?

Sahin selbst hat sich dieser Tage öffentlich bedeckt gehalten, alle Interview-Wünsche abgelehnt. Es wird ein spezielles, emotionales Gastspiel in seinem Wohnzimmer – vor, während und nach den 90 Minuten. Wenn alles vorbei ist, wird er sich – egal, wie die Partie ausgeht – noch einmal feiern lassen. Die „Gelbe Wand“ wird dann wieder seinen Namen singen. Davon hatte Nuri Sahin schon als 13-Jähriger geträumt. Er wird es bis zu seinem letzten Atemzug nicht vergessen.

Lars Blancke
Lars Blancke Sportredaktion
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