Hangzhou - Nach dem Chaos an der Verbandsspitze müssen die deutschen Schwimmer nun bei der WM für positive Nachrichten sorgen. Von Dienstag bis Sonntag ist die verkleinerte Auswahl um Weltrekordler Marco Koch bei den Kurzbahn-Titelkämpfen in Hangzhou in China am Start. „Aber im Normalfall ist es sehr schwer, Medaillen zu gewinnen, wenn viele Leistungsträger im Team fehlen“, sagt Chefbundestrainer Henning Lambertz.

Leistungsträger wie Lagenschwimmer Philip Heintz, Schmetterlings-Ass Franziska Hentke oder Langstreckenspezialist Florian Wellbrock fehlen aus verschiedenen Gründen – Blessuren, andere Wettkampf- oder Trainingsschwerpunkte. „Ein Bundestrainer will immer mit dem besten Team fahren. Deshalb tut das natürlich ein bisschen weh, jeder hatte aber sehr gute Gründe“, sagte Lambertz. Mit Koch und Europameisterin Sarah Köhler habe man noch „zwei starke Zugpferde“.

Acht Frauen und sieben Männer sollen für erfreuliche Ergebnisse sorgen, die der DSV nach den Negativschlagzeilen des turbulenten Verbandstages gut fürs Image gebrauchen könnte. Präsidentin Gabi Dörries und Vizepräsidentin Andrea Thielenhaus waren am Wochenende zurückgetreten, nachdem die von ihnen angestrebte Erhöhung der Mitgliedsbeiträge als wesentlicher Bestandteil ihrer Reform nicht durchgesetzt wurde. Als Nachfolger, der erst nächstes Jahr gewählt wird, sind zum Beispiel Namen wie Franziska van Almsick, Michael Groß oder Paul Biedermann im Gespräch.

Die Schwimmer haben in Hangzhou andere Dinge als die Verbandspolitik im Kopf. „Ich bin nicht schlecht vorbereitet“, sagte Brustschwimmer Koch, der die EM im Sommer verpasst hatte. „Das war erstmal schwierig. Aber ich habe 2011 auch die WM verpasst und habe auch damals gesagt, wer weiß wozu es gut ist.“ Vier Jahre später wurde er Weltmeister – und nun? „Marco Koch ist in sehr guter Form. Er hat ein anderes athletisches Level. Auch im Wasser geht es gut voran“, sagte Lambertz.

Eine echte Standortbestimmung mit der Weltspitze ist erst im Sommer bei der Langbahn-WM in Gwangju möglich. Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Tokio hat diese mehr Aussagekraft.