Oldenburg - Rezo hat es wieder getan. Der Youtuber mit den blauen Haaren und den 1,3 Millionen Abonnenten hat ein Video veröffentlicht, das für einen Knall sorgt. Sein aktuelles Ziel: Verschwörungstheoretiker und die Medienbranche.

Rezo? Wer? Vielleicht erinnern Sie sich. Der 27-Jährige hatte besonders vor der Europawahl 2019 für Aufsehen gesorgt. In seinem damaligen Video „Die Zerstörung der CDU“ nahm er die Christkonservativen für ihre Klimapolitik und die EU-Urheberrechtsreform ins Visier. Der Schaden für die CDU war massiv – gerade bei jüngeren Wählern, die zu den Grünen abwanderten. Denn der CDU gelang es nicht, eine passende Antwort zu liefern. Im Gegenteil: Ihre Versuche, diese Art von Medienmacher Contra zu geben, entwickelte sich zur Parade der Peinlichkeiten. Und Rezo erhielt im Gegenzug den unter Journalisten begehrten „Nannen-Preis“.

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Nun also sein zweites großes Video, das mit „Zerstörung“ überschrieben ist. Und leider muss man sagen: Chapeau, Rezo. Zumindest was die Medienkritik betrifft.

Besonders die Bild-Zeitung bezieht verbale Kloppe für ihre jüngste Corona-Berichterstattung und den Versuch, die Glaubwürdigkeit des Virologen Christian Drosten zu untergraben. Der Artikel erwies sich im Nachhinein als Luftnummer: Die im Bild-Artikel zitieren Wissenschaftler distanzierten sich von dem Bericht – dumm gelaufen.

Max Holscher

Max Holscher

Auch andere überregionale Medien bekommen ihr Fett weg: Der Youtuber hat mehr als 400 Artikel zu seiner eigenen Person überprüft und in vielen Fällen Fehler festgestellt. Neben der Bild rangieren namhafte Medien ganz oben in der Fehlertabelle. Gerade in Zeiten, in denen Medien auf Schnelligkeit im Netz setzen, werden vermeintliche Fakten gerne übernommen und weiterverbreitet. Aber genau solche Fehler kosten Medien Glaubwürdigkeit. „Be first, but first be right“ („sei erster, aber sei zuerst richtig“) lautet ein altes Gebot unter Journalisten. In Zeiten von Verschwörungstheorien sollte das umso mehr gelten.

Rezo hat sich zu einem interessanten Medienmacher entwickelt. Er ist eine Mischung aus Musiker, Unterhalter und Journalist. Er ist kein Influencer mit Fitnessvideos und Schminktipps, hat aber eine riesige Reichweite im Netz. Rezo hat durch seine Follower im Netz eine gewisse Medienmacht entwickelt. Das zeigt die Reaktion des Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt auf Twitter auf das Video. Mit beinahe beschwichtigen Worten versucht er, die Kritik abzumildern und sich zu rechtfertigen. Man könnte auch sagen: Getroffene Hunde bellen.

Man kann sicher viele Dinge an Rezos Video kritisieren. Die Stichprobe zu Fehlern in Artikeln ist klein, betrifft nur seine eigene Person. Oder, dass er Verschwörungstheoretikern und Aluhüten nun weitere Munition liefert, um Medien als unglaubwürdig darzustellen. Aber vielleicht müssen wir, die Medien, das auch aushalten. Und den Anstoß zur Selbstkritik nutzen, noch sorgfältiger und transparenter zu arbeiten. Denn Journalisten und Medien leben von Glaubwürdigkeit.