Emden - Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat die Vorsitzende der Vertrauensleute im Emder Volkswagen-Werk, Herta Everwien, die augenblickliche Situation des Konzerns geschildert: „Das Image von VW geht immer weiter den Bach runter“, sagte sie gestern der Emder Zeitung. Herta Everwien gehört zu den Unterzeichnern eines Brandbriefes des Vertrauenskörpers an den VW-Vorstand (wir berichteten). Darin wird der VW-Chef Herbert Diess aufgefordert, Antworten auf die Fehler des Management zu geben.

„Es hat sich verdammt viel angestaut, das musste jetzt mal raus“, so Herta Everwien. Die Stimmung in der Belegschaft sei schlecht, es herrsche große Unzufriedenheit. „In Emden läuft es derzeit noch vergleichsweise ruhig, aber die Wolfsburger Kollegen sind wirklich schlimm dran.“ Doch auch in Emden sei seit 2015 vieles nicht gut gelaufen und das drücke auf die Stimmung. „Wir machen uns auch hier große Sorgen. So kann es einfach nicht weitergehen.“ Die Vertrauensleute wollen Antworten, wie der Konzern wieder aus der Krise herauskommen will. „Ein Weiter-so kann es nicht geben“, so Everwien, die auch 2. Bevollmächtigte der Emder IG Metall ist.

In dem Schreiben, das die elf Vertrauenskörperleiter der deutschen VW-Standorte formuliert haben, wird das schlechte Bild kritisiert, das Volkswagen derzeit in der Öffentlichkeit abgibt. Die ganze Belegschaft leide „jeden Tag unter dem Verlust des Ansehens unseres Unternehmen“, heißt es in dem dreiseitigen Brief, der der Emder Zeitung vorliegt. Als Beispiel dafür wird ein Instagram-Werbung angeführt, der für heftige Reaktionen gesorgt und der VW dem Vorwurf von Rassismus eingetragen hatte. In den Spot für den neuen Golf wird ein schwarzer Mann von einer übergroßen Hand hin und hergestoßen. Was lustig wirken sollte, löste einen Shitstorm aus. Für Herta Everwien eine „rassistischer Werbung“.

Die Vertrauensleute kritisieren aber vor allem den schlechten Verkaufsanlauf des wichtigsten Autos des Konzern, des Golf. Und auch die Elektromobil-Strategie wird heftig angegangen, ebenso wie die technischen Mängel an Golf und Tiguan, zuletzt der Verkaufsschlager von VW. Der Vertrauenskörper fordert Konzern-Chef Diess auf, die Verantwortlichkeiten im Management klar zu benennen und die Fehler abzuschalten. Dass es sich dabei um einen Putsch-Versuch handelt, wies ein Sprecher des Konzern-Betriebsrates gestern aber vehement zurück: „Das entbehrt jeder Grundlage. Diese Meldung ist Quatsch!“, so Heiko Lossie.

Jens Voitel
Jens Voitel Emder Zeitung