Bremen - Wer nach den 90 Minuten in die zahlreichen Kommentare in den sozialen Medien zum Auftritt von Werder Bremen gegen Borussia Mönchengladbach schaute, fand immer wieder eine Frage: „Warum spielen wir nicht immer so?“ Der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga war beim 0:0 gegen Champions-League-Anwärter Borussia Mönchengladbach nicht wiederzuerkennen. Kämpfen, kratzen, beißen – mit dieser Leidenschaft scheint der zwischendurch fast abgeschriebene Klassenerhalt wieder möglich zu sein. Was macht Werder nach der Corona-Krise besser? Eine Analyse in Zahlen.
Starke Laufleistung
116,8 Kilometer lief Werder gegen die Fohlen-Elf und damit 2,7 mehr als der Gegner. Nach den vielen Verletzungen in der Hinrunde sowie der langen Corona-Pause befindet sich die Mannschaft in einem viel fitteren Zustand. „Meine größte Hoffnung für die nächsten Wochen ist die veränderte physische Konstitution. Sie ist eine unglaubliche Basis für unser Spiel“, sagte Trainer Florian Kohfeldt nach dem Gladbach-Spiel.
Vor allem die beiden Antreiber im defensiven Mittelfeld, Maximilian Eggestein und Davy Klaassen, wirken frischer als zuvor. Weil ihre Kollegen in der Hinrunde reihenweise ausfielen, spielten sie immer durch, schulterten eine große Last und wirkten irgendwann überspielt sowie überfordert. Ohnehin wirkte Werder in den zweiten Halbzeiten oft platt. Jetzt treten sie spritziger auf und profitieren davon, dass defensive Eckpfeiler wie Niklas Moisander, Milos Veljkovic oder Theodor Gebre Selassie – alle während großen Teilen der Hinrunde verletzt – nun wieder ihre alte Fitness zurück haben. Beim 1:0-Sieg in Freiburg drei Tage zuvor war Werder sogar 123,6 Kilometer gelaufen und damit 1,5 mehr als die Gastgeber. „Wir brauchen 101 Prozent Intensität und Leidenschaft. Mentalität und Physis müssen unbedingt genauso weitergehen“, so Kohfeldt.
Werder sprintet öfter als Gladbach
225 Sprints brachten die Bremer gegen Gladbach auf den Rasen des Weserstadions – und damit starke 28 mehr als die Gäste. Durch diese Spritzigkeit kam Werder viel besser in die Zweikämpfe als während der kompletten Saison und hatte auch die Kraft, in der Schlussphase zuzusetzen. „Wenn wir diese tiefen Wege gehen können, ohne direkt ,tot’ zu sein, sobald wir am Ball sind, gibt uns das mehr Möglichkeiten. Das war aufgrund der Umstände, die alle Bremer kennen, lange Zeit nicht der Fall“, erinnerte Kohfeldt an die Personalprobleme der Vor-Corona-Zeit.
Davie Selke hätte nach zwei gewonnen Zweikämpfen im Mittelfeld und einer guten Umschaltaktion eigentlich in der 89. Minute frei stehend das 1:0 erzielen müssen, scheiterte aber mit seinem schwachen Abschluss an Gladbach-Torwart Yann Sommer. Die Szene offenbarte ein Problem, das trotz besserer Fitness bleibt: Mit 29 Treffern in 27 Spielen hat Werder die schwächste Offensive der Liga. Im Angriffsspiel fehlen weiter die kreativen Momente, viel läuft über Ballgewinne und schnelle Abschlüsse, die dann zu ungenau sind.
Eggestein spult Kilometer ab
12,1 Kilometer lief Maximilian Eggestein gegen die Borussia – so viel wie kein anderer Spieler auf dem Platz. Ein „überragendes Spiel“ attestierte Kohfeldt seinem Schlüsselspieler. Der Trainer weiß auch, dass Eggestein in dieser Saison seiner Form hinterherrennt – und er einen starken Mann im Mittelfeld im Endspurt braucht. Der 23-Jährige ist weiter ohne eigenen Treffer in dieser Spielzeit, wirkte aber gegen Gladbach viel dominanter und wichtiger für das Bremer Spiel als in den Wochen davor. Eggestein war gleichzeitig mit einer Geschwindigkeit von 32,3 km/h der schnellste Grün-Weiße auf dem Platz. „Wir sind körperlich wieder voll da“, fasste Kohfeldt die neue Laufstärke seines Teams zusammen.
Groß eröffnet defensive Möglichkeiten
0 Gegentore hat Werder in den vergangenen beiden Partien kassiert – für die lange Zeit schwächste Defensive der Liga (inzwischen stellt sie Mainz 05) eine bemerkenswerte Statistik. Gegen die Gladbacher rückte Christian Groß für den verletzten Kevin Vogt in die Startelf und zeigte im defensiven Zentrum eine auffallend gute Leistung. Der 31-Jährige trat enorm fokussiert auf, schloss viele Räume und gewann wichtige Zweikämpfe. „Ich kann taktische Elemente nutzen, die lange Zeit nicht möglich waren“, erklärte Kohfeldt.
Saisonende rückt näher
7 „Finals“ stehen laut Kohfeldt noch auf dem Programm – los geht es an diesem Samstag (15.30 Uhr) bei Schalke 04, das noch am Mittwochabend in Düsseldorf spielte. „Wir werden körperlich voll da sein und haben dadurch eher einen Vorteil“, meinte Kohfeldt. Fehlen wird ihm in Gelsenkirchen jedoch der gelbgesperrte Veljkovic. Weil ihn dann aber der wohl wieder einsatzbereite Vogt ersetzen wird, wollte sich der Bremer Trainer damit nicht lange aufhalten, sondern richtete den Blick nach vorn. „Es sind noch vier Wochen, da werden wir alles reinstecken. Und dann bin ich überzeugt davon, dass es am Ende reicht.“
Bremen - Wer nach den 90 Minuten in die zahlreichen Kommentare in den sozialen Medien zum Auftritt von Werder Bremen gegen Borussia Mönchengladbach schaute, fand immer wieder eine Frage: „Warum spielen wir nicht immer so?“ Der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga war beim 0:0 gegen Champions-League-Anwärter Borussia Mönchengladbach nicht wiederzuerkennen. Kämpfen, kratzen, beißen – mit dieser Leidenschaft scheint der zwischendurch fast abgeschriebene Klassenerhalt wieder möglich zu sein. Was macht Werder nach der Corona-Krise besser? Eine Analyse in Zahlen.
Starke Laufleistung
116,8 Kilometer lief Werder gegen die Fohlen-Elf und damit 2,7 mehr als der Gegner. Nach den vielen Verletzungen in der Hinrunde sowie der langen Corona-Pause befindet sich die Mannschaft in einem viel fitteren Zustand. „Meine größte Hoffnung für die nächsten Wochen ist die veränderte physische Konstitution. Sie ist eine unglaubliche Basis für unser Spiel“, sagte Trainer Florian Kohfeldt nach dem Gladbach-Spiel.
Vor allem die beiden Antreiber im defensiven Mittelfeld, Maximilian Eggestein und Davy Klaassen, wirken frischer als zuvor. Weil ihre Kollegen in der Hinrunde reihenweise ausfielen, spielten sie immer durch, schulterten eine große Last und wirkten irgendwann überspielt sowie überfordert. Ohnehin wirkte Werder in den zweiten Halbzeiten oft platt. Jetzt treten sie spritziger auf und profitieren davon, dass defensive Eckpfeiler wie Niklas Moisander, Milos Veljkovic oder Theodor Gebre Selassie – alle während großen Teilen der Hinrunde verletzt – nun wieder ihre alte Fitness zurück haben. Beim 1:0-Sieg in Freiburg drei Tage zuvor war Werder sogar 123,6 Kilometer gelaufen und damit 1,5 mehr als die Gastgeber. „Wir brauchen 101 Prozent Intensität und Leidenschaft. Mentalität und Physis müssen unbedingt genauso weitergehen“, so Kohfeldt.
Werder sprintet öfter als Gladbach
225 Sprints brachten die Bremer gegen Gladbach auf den Rasen des Weserstadions – und damit starke 28 mehr als die Gäste. Durch diese Spritzigkeit kam Werder viel besser in die Zweikämpfe als während der kompletten Saison und hatte auch die Kraft, in der Schlussphase zuzusetzen. „Wenn wir diese tiefen Wege gehen können, ohne direkt ,tot’ zu sein, sobald wir am Ball sind, gibt uns das mehr Möglichkeiten. Das war aufgrund der Umstände, die alle Bremer kennen, lange Zeit nicht der Fall“, erinnerte Kohfeldt an die Personalprobleme der Vor-Corona-Zeit.
Davie Selke hätte nach zwei gewonnen Zweikämpfen im Mittelfeld und einer guten Umschaltaktion eigentlich in der 89. Minute frei stehend das 1:0 erzielen müssen, scheiterte aber mit seinem schwachen Abschluss an Gladbach-Torwart Yann Sommer. Die Szene offenbarte ein Problem, das trotz besserer Fitness bleibt: Mit 29 Treffern in 27 Spielen hat Werder die schwächste Offensive der Liga. Im Angriffsspiel fehlen weiter die kreativen Momente, viel läuft über Ballgewinne und schnelle Abschlüsse, die dann zu ungenau sind.
Eggestein spuelt Kilometer ab
12,1 Kilometer lief Maximilian Eggestein gegen die Borussia – so viel wie kein anderer Spieler auf dem Platz. Ein „überragendes Spiel“ attestierte Kohfeldt seinem Schlüsselspieler. Der Trainer weiß auch, dass Eggestein in dieser Saison seiner Form hinterherrennt – und er einen starken Mann im Mittelfeld im Endspurt braucht. Der 23-Jährige ist weiter ohne eigenen Treffer in dieser Spielzeit, wirkte aber gegen Gladbach viel dominanter und wichtiger für das Bremer Spiel als in den Wochen davor. Eggestein war gleichzeitig mit einer Geschwindigkeit von 32,3 km/h der schnellste Grün-Weiße auf dem Platz. „Wir sind körperlich wieder voll da“, fasste Kohfeldt die neue Laufstärke seines Teams zusammen.
Groß eröffnet devensiv Möglichkeiten
0 Gegentore hat Werder in den vergangenen beiden Partien kassiert – für die lange Zeit schwächste Defensive der Liga (inzwischen stellt sie Mainz 05) eine bemerkenswerte Statistik. Gegen die Gladbacher rückte Christian Groß für den verletzten Kevin Vogt in die Startelf und zeigte im defensiven Zentrum eine auffallend gute Leistung. Der 31-Jährige trat enorm fokussiert auf, schloss viele Räume und gewann wichtige Zweikämpfe. „Ich kann taktische Elemente nutzen, die lange Zeit nicht möglich waren“, erklärte Kohfeldt.
Saisonende rückt näher
7 „Finals“ stehen laut Kohfeldt noch auf dem Programm – los geht es an diesem Samstag (15.30 Uhr) bei Schalke 04, das noch am Mittwochabend in Düsseldorf spielte. „Wir werden körperlich voll da sein und haben dadurch eher einen Vorteil“, meinte Kohfeldt. Fehlen wird ihm in Gelsenkirchen jedoch der gelbgesperrte Veljkovic. Weil ihn dann aber der wohl wieder einsatzbereite Vogt ersetzen wird, wollte sich der Bremer Trainer damit nicht lange aufhalten, sondern richtete den Blick nach vorn. „Es sind noch vier Wochen, da werden wir alles reinstecken. Und dann bin ich überzeugt davon, dass es am Ende reicht.“