Oldenburg - Wahnsinn, irre, verrückt: Die EWE Baskets Oldenburg haben am Dienstagabend für ein Basketball-Wunder gesorgt. Im zweiten Playoff-Halbfinale gegen Ratiopharm Ulm gewann der Basketball-Bundesligist ein schon verloren geglaubtes Spiel mit 107:103 (93:93, 33:60) nach Verlängerung und sorgte für wilde Freudentänze, schweißnasse T-Shirts und ungläubige Blicke auf der Tribüne der großen EWE-Arena.

Dabei stand 6000 Zuschauern in der ausverkauften Arena noch zur Halbzeit das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Nach desaströsen 20 Minuten lag ihre Mannschaft mit 33:60 scheinbar aussichtslos im Hintertreffen. Was danach passierte, war schlichtweg unfassbar: Mit dem Mute der Verzweiflung starteten die Baskets eine sensationelle Aufholjagd, wie man sie in dieser Form noch nie in Oldenburg erlebt hat. Nach dieser denkwürdigen Partie steht es in der Serie 1:1, Spiel drei findet an diesem Samstag (17 Uhr/Sport 1) in Ulm statt. Zum Held der Oldenburger avancierte einmal mehr Rickey Paulding, der sein Team mit 28 Punkten und einer überragenden zweiten Halbzeit zum nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg führte. Für den konsternierten Hauptrundenmeister aus Ulm war Raymar Morgan bester Werfer (27).

„In der ersten Halbzeit ist alles schief gelaufen, was schief laufen konnte“, sagte Baskets-Trainer Mladen Drijencic: „In der Pause haben wir uns in die Augen gesehen und gesagt, dass wir kämpfen müssen. Ich habe keine Worte dafür, um das auszudrücken, was heute passiert ist.“

Der Auftakt der zweiten Halbfinalbegegnung verlief aus Oldenburger Sicht ernüchternd. Die Hausherren kamen offensiv nicht in Schwung, abgesehen vom starken Maxime De Zeeuw (neun Punkte im ersten Viertel) strahlte kein Akteur Korbgefahr aus. Da sich auch in der Verteidigung große Lücken offenbarten, bekamen die Ulmer die Partie nach fünf Minuten in den Griff und zogen nach einem 9:11-Rückstand deutlich auf 23:13 davon. Die Schwaben ließen den Ball gefällig durch die eigenen Reihen laufen und schlossen hochprozentig ab, die Oldenburger hingegen präsentierten nur Stückwerk.

Während sich die Baskets in der Folge zunehmend in Diskussionen mit den Schiedsrichtern verstrickten, spielten die abgezockten Ulmer ihren Stiefel einfach runter. Als Augustine Rubit auf 55:31 erhöhte (18. Minute), wurde es still in der Arena. Die Fans waren sichtlich geschockt von diesem Auftritt der Baskets, die sich von den Gästen regelrecht vorführen ließen.

Mit Wiederbeginn agierte die Mannschaft von Drijencic wie ausgewechselt. Biss, Tempo, Leidenschaft – plötzlich war alles da, was in der ersten Halbzeit gefehlt hatte. Über die Ulmer brach nun ein wahrer Baskets-Orkan herein, durch den die Gastgeber Punkt für Punkt vom turmhohen Rückstand abknabberten.

Nach 25 Minuten donnerte Paulding den Ball zum 53:62 durch die Reuse und ließ die Halle förmlich überkochen. Plötzlich war er da – der Glaube daran, dass Oldenburg dieses Spiel noch tatsächlich drehen könnte. Die letzten 21 Sekunden der regulären Spielzeit spotteten jeder Beschreibung: Erst traf Chris Kramer zum 90:90-Ausgleich, Per Günther antwortete per Dreier, doch dann rettete Paulding die Baskets in allerletzter Sekunde in die Verlängerung. Dort hatten die abgekämpften Ulmer der wilden Entschlossenheit der Baskets endgültig nichts mehr entgegenzusetzen.