Bergedorf - Ein Stück Dorfgeschichte und ein beliebter Treffpunkt für ganze Generationen von Jugendlichen in der Region: Das war der Bergedorfer Krug. Jetzt wird das ehemalige Gasthaus zum Wohnhaus – wobei es auch künftig hier die Möglichkeit zum Feiern geben soll. So jedenfalls plant es der neue Eigentümer Niklas Timmerhoff, der das ortsbildprägende Gebäude mitten in Bergedorf vor wenigen Tagen erworben hat.

„Wir werden zunächst das Hauptgebäude als Wohnung ausbauen und danach den Saal so renovieren, dass sein Charakter erhalten bleibt“, kündigte der 21-Jährige aus Almsloh auf Nachfrage der NWZ an. Das Dach müsse erneuert werden, einen Teil der Fassade will der künftige Besitzer weiß streichen, beim Saal aber die Klinkeroptik erhalten. Der Kaufvertrag werde zum 1. Juli wirksam, er wolle dann möglichst bald mit den Arbeiten beginnen, so Timmerhoff, der nach Umbau und Renovierung mit seiner Freundin dort einziehen wird. Der Saal soll später für Feiern und Gesellschaften vermietet werden.

Kräftig gefeiert und getanzt wurde über viele Jahrzehnte in diesem Saal. In den Sechzigern brachten hier die legendären Blue Boys den Pop und Rock aufs Land, in den 70er- und 80er-Jahren lockten die „Disco International“ und die „Trust Top Disco“ die jungen Leute auf die Tanzflächen. Besonders die Frühtänze am 1. Mai und zu Himmelfahrt zogen die Massen nach Bergedorf.

Als die Veranstaltungen weniger wurden und der Renovierungsbedarf mehr, war es für Wirtin Irmgard Grundmann zunehmend schwierig, das Lokal weiter wirtschaftlich zu betreiben. Ihr Mann Karl-Heinz, mit dem sie den seit 1875 bestehenden Bergedorfer Krug 1962 von dessen Eltern übernommen hatte, starb 1993.

Im Jahr 2005 musste Irmgard Grundmann den Gasthof schließen. Nur dann und wann wurde der Saal noch für dörfliche Veranstaltungen genutzt, der Versuch, dort eine Art Heimatmuseum zu etablieren, scheiterte nach wenigen Jahren. „Ich habe an dem Haus gehangen und immer dafür gekämpft“, sagte Irmgard Grundmann, Jahrgang 1942, die inzwischen in der Nachbargemeinde Hatten lebt.

Weil immer noch ihr Herz an dem alten Gasthaus hängt, mochte sich die bisherige Eigentümerin auch nicht mit einem Abriss abfinden. Den plante nämlich eine örtliche Investorengruppe, um an der Stelle Wohnhäuser zu bauen. Deren Angebot schlug Grundmann letztlich aus: „Das Gebäude sollte erhalten bleiben.“ Darum verkaufte sie die Immobilie jetzt an Niklas Timmerhoff.

Dass „eine verträgliche Lösung für den Ort gefunden wurde“, erwartet nun Friedhard Johannes, Vorsitzender des Bergedorfer Dorfausschusses. Der Bergedorfer Krug, so Johannes, bedeute für viele Dorfbewohner „Emotionen, Geschichte und Vergangenheit“. Jetzt hat das alte Gasthaus auch wieder eine Zukunft.

Hergen Schelling
Hergen Schelling Redaktion für den Landkreis Oldenburg (Leitung)