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Camping-Urlaub Boomt Im Nordwesten Was Wohnmobil-Einsteiger wissen müssen

Im Nordwesten - Es ist ein Stück Freiheit auf Rädern. Urlaub mit dem Wohnmobil liegt voll im Trend. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie hat die Camping-Branche einen weiteren Schub bekommen – denn viele Menschen verzichten in diesem Jahr auf den Flug in den Süden und das Hotel, setzen auf mehr Unabhängigkeit beim Reisen im mobilen Zuhause.

Von Januar bis Juni wurden insgesamt 39.627 Reisemobile neu zugelassen in Deutschland – 12 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres und neuer Allzeitbestwert, wie der Caravaning Industrie Verband (CIVD) mitteilt. Eine Steigerung von 20 bis 30 Prozent bei den Verkäufen habe die H.J. Faßbender Wohnwagen und Reisemobile GmbH in Oldenburg im Mai und Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erlebt, sagt deren Geschäftsführer Dieter Faßbender. Bei den Vermietungen der Fahrzeuge habe es einen Zuwachs von zehn bis 20 Prozent in besagten Monaten gegeben.

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Nicht jeder möchte sich für den Urlaub gleich ein Wohnmobil kaufen – stattdessen diese Art des Reisens erst einmal testen. Viele Einsteiger wählen daher Mietfahrzeuge. Doch was muss man eigentlich beachten, wenn man mit einem Wohnmobil in den Urlaub fährt? Die NWZ hat beim ADAC nachgefragt:

Wer darf ein Wohnmobil fahren?

Man muss mindestens 21 Jahre alt sein und einen EU-Führerschein Klasse III bzw. B besitzen. Dies gilt für Wohnmobile bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen. Wer Mobile bis zu 7,5 Tonnen fahren möchte, benötigt einen Führerschein Klasse III – wenn dieser vor dem 1. Januar 1999 erworben wurde.

Welches Fahrzeug eignet sich für Einsteiger?

Die Auswahl an Wohnmobilen ist riesig. Für Anfänger eignen sich laut ADAC am besten kompakte oder schlanke Wohnmobile wie die beliebten Kastenwagen, erhältlich ab rd. 600 Euro pro Woche mit allen Versicherungen inklusive.

Bei mehrwöchigen Touren können Kastenwagen aber an ihre Grenzen stoßen, da der Platz im Inneren vergleichsweise stark eingeschränkt ist. Für viel Gepäck eignet sich laut Mietportal erento ein Alkoven oder ein anderes größeres Modell deutlich besser. Die größeren Wohnmobile haben eine voll ausgestattete Küche, sodass Urlauber sich auf längeren Reisen pro­blemlos selbst versorgen können.

CAMPING-EXPERTE IM INTERVIEW Wohnmobil erstmal mieten

Sebastian Friedhoff

Weitere Wohnmobile-Modelle sind: Camping-Bus (z.B. VW-Bulli), Alkovenmobil (für sechs Personen, mit Oberstübchen zum Schlafen über dem Fahrerhaus, beliebt bei Familien), Teilintegriertes Wohnmobil (mehr Raum in Fahrerkabine, häufig mit Panoramafenster), Vollintegriertes Wohnmobil (bietet noch authentischeres Raumgefühl) sowie Liner (Luxusvariante, bietet ggf. auch Platz für Pkw).


Was sollte ich vor Reiseantritt wissen?

Bei der Fahrzeugübergabe (Vermietstation etc.) wird erklärt, wie die Versorgung des Frischwassertanks auf den Camping- und Stellplätzen funktioniert und wo und wie das Ab- bzw. Schmutzwasser aus dem Tank entsorgt wird, beschreibt der ADAC. Zudem wie Gas, Wasser und Strom im Wohnmobil für das Heizen, Kühlen und Kochen geschaltet und verwendet und wie Markise und Fahrradträger richtig bedient werden. An den meisten Stationen kann das eigene Auto für die Dauer der Wohnmobilanmietung kostenfrei oder gegen eine geringe Gebühr abgestellt werden.

Auch die Routen-Planung ist sehr wichtig. Viele Serpentinen, schmale Tunnel und enge Gassen stellen Anfänger vor Herausforderungen.

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Was ist bei der Kostenplanung wichtig?

Bei der Planung der Reise sollten die Spritkosten (höher als beim Pkw), die Maut oder auch Kosten für Fähren sowie die Stellplatzgebühr mit einkalkuliert werden. Fährpreise richten sich u.a. nach der Länge des Reisemobils. So kann teils in Skandinavien gespart werden, indem das Wohnmobil eine Länge von sechs Metern nicht überschreitet.

Was gilt beim Fahren eines Wohnmobils?

Eine Reisegeschwindigkeit von höchstens 110 km/h schont die Nerven und spart Kraftstoff. Vor einem Tunnel sollte man mit einem Wohnmobil nie überholen, warnt der ADAC. Es könnte dabei ein Sog entstehen, der beide Fahrzeuge zueinander hinzieht.

Wo darf ich mein Wohnmobil parken?

Ein zugelassenes Reisemobil darf in Deutschland im öffentlichen Raum ohne Weiteres geparkt werden, und zwar ohne zeitliche Beschränkung, so der ADAC. Falls Park- oder Übernachtungsverbote gelten, müssten diese durch Schilder klar gekennzeichnet sein.

Wo darf ich unterwegs über Nacht bleiben?

Das Übernachten im Wohnmobil ist rechtlich gesehen mehr als Parken. Es gelten dafür andere Regeln. „Übernachtet werden kann auf Camping- und auf ausgewiesenen Stellplätzen. Ab und zu trifft man auch auf das blaue Parkplatzschild mit einem weißen Zusatzschild mit einem Reisemobil-Piktogramm: Hier dürfen Reisemobile parken“, sagt ADAC-Campingexperte Thomas Biersack. Ansonsten gilt: Bis zu zehn Stunden darf zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit pausiert werden – auch über Nacht, so Biersack: „Der Aufbau von Campingmöbel oder Markise ist dann aber nicht erlaubt.“ Auf Autobahnraststätten werden oft Wohnmobile bei der Parkplatz-Beschilderung ausgewiesen. Dort dürfen Reisemobile mit bis zu 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht dann parken.

Was ist bei der Stellplatzbuchung wichtig?

„Wir empfehlen gerade in diesem Jahr besonders in Deutschland bei Campingplätzen vorab zu reservieren oder gleich zu buchen, zum Beispiel über ein Online-Portal wie Pincamp. Auf Stellplätzen kann es gerade in der Hochsaison eng werden mit freien Kapazitäten“, sagt Biersack. Viele Plätze seien laut ADAC bereits gut belegt, spontanes Stellplatz-Hopping sei nur bedingt möglich. Ideal für den ersten Wohnmobil-Urlaub sei auch die Nebensaison im September und Oktober.

Deutsche Urlauber können mittlerweile in die meisten europäischen Länder wieder einreisen und dort Camping-Urlaub machen. Jedoch sollten sich Reisende über die Gegebenheiten des jeweiligen Urlaubslandes rechtzeitig und stetig informieren, da sich die Lage vor Ort in Corona-Zeiten schnell wieder ändern kann.

Wie ist das Wohnmobil versichert?

Wird ein Wohnmobil bei einem gewerblichen Anbieter gemietet, ist es praktisch immer Vollkasko versichert, so der ADAC. Die Selbstbeteiligung liegt meist bei 1000 oder 1500 Euro. ADAC-Campingexperte Biersack ergänzt: „Wenn Sie ein Wohnmobil privat mieten, empfehlen wir den Abschluss einer zusätzlichen CDW-Police, die den Selbstbehalt bei einem Kaskoschaden auf 250 Euro reduziert.“

Was gibt es beim Beladen zu beachten?

CAMPING-EXPERTE IM INTERVIEW Wohnmobil erstmal mieten

Sebastian Friedhoff

Schwere Ladung wie Getränke, Konserven und Tetrapaks sollte stets unten, am besten zwischen den Achsen, gelagert werden, damit beim Fahrzeug der Schwerpunkt stimmt, rät der ADAC. Leichtes Gepäck wie Kleidung könne oben (Hängeschränke) verstaut werden. Wer ein Wohnmobil anmietet, sollte nach dem Leergewicht inklusive Anbauten fragen. Das maximale Gesamtgewicht (steht in Zulassungsbestätigung Teil 2) darf nicht überschritten werden. Bei Überladung werden in Deutschland folgende Bußgelder fällig:

 ab 10 Prozent zu viel: 30 Euro; ab 20 Prozent: 95 Euro + 1 Punkt;  ab 30 Prozent: 235 Euro + 1 Punkt. Die Polizei darf das überladene Mobil auch stilllegen und/oder vor Ort die Entladung anordnen.

In Italien zahlt man für eine Überladung bis zu 1734 Euro, in Österreich bis zu 5000 Euro. In Frankreich wird unter Umständen neben der Verhängung einer Geldbuße ab 135 Euro das Fahrzeug von der Polizei einbehalten.

 Tipp: Wer mehr als das zulässige Gewicht benötigt, kann beim TÜV oder der DEKRA einen Antrag auf Auflastung stellen. Das ist bei vielen Wohnmobilen bis zu 3,5 Tonnen ohne Umbauten möglich. Nachteil sind in einem solchen Fall jedoch höhere Steuern und Mautgebühren.

Sebastian Friedhoff
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