Oldenburg - Ein Jahr lang hat sich der Start verzögert, jetzt rücken die Bautrupps an: Am 15. März startet die Entkernung des großen Carl Wilh. Meyer-Komplexes zwischen Haarenstraße und Abraham. Das kündigte Udo Pauly, Sprecher der deutschen Porr GmbH, am Montag auf Anfrage an. Die Verhältnisse seien – wie bei Innenstadtbauwerken üblich – sehr beengt. Es sei aber „ein tolles Projekt“ – Udo Pauly: „Wir sind froh, dass wir das machen dürfen.“
Der Hamburger Bauherr, die Zweite Anima-Oldenburg Projektgesellschaft, hat mit der verbundenen Vivum Services den Gesamtauftrag für Abriss und Neubau an die österreichische Porr AG beziehungsweise deren deutsche Tochter, die Porr GmbH in München, vergeben. Für die Porr GmbH übernimmt das Abbruchunterunternehmen Oetjen (Weyhe) Entkernung und Abriss.
Die Baustelle wird in diesen Tagen eingerichtet. Der Bauzaun reicht 2,50 Meter in die Haarenstraße. Er soll laut Stadtverwaltung mit Kinderzeichnungen und Graffiti gestaltet werden. Für Passanten, die Feuerwehr, aber auch den Anliefer- und Abbruchverkehr der Baustelle, verbleibt in dem Bereich eine Breite von 3,50 Meter.
Lastwagen-Strecke
Der Baustellenverkehr verläuft vom Julius-Mosen-Platz über die Haarenstraße und die Mottenstraße/Waffenplatz zum Heiligengeistwall, so die Porr GmbH. Der Bauschutt werde „vor Ort fragmentiert“ und werde so weit wie möglich direkt wieder für den Bau eingesetzt, vor allem für die Verfüllung des Kellers und die Basis für den Boden, hieß es – auch um „den Abfuhr-Verkehr zu minimieren“, so das Unternehmen.
Das Logistikkonzept wurde mit der Stadt abgestimmt. Fahren dürfen die Lastwagen, auch für Anlieferung, ausschließlich von 6 bis 10 Uhr morgens. Nur für die Betonfahrzeuge gilt eine Ausnahmegenehmigung. Sie dürfen den ganzen Tag im Einsatz sein. Eingesetzt werden dreiachsige Laster – die Fahrzeuge selbst haben ein Gesamtgewicht von bis zu 25 Tonnen plus Zuladung von maximal 15 Tonnen. Die soll aber bei weitem nicht erreicht werden, weil die Dichte des Schutts das nicht hergebe, so der Porr-Sprecher. „Es werden deutlich unter 40 Tonnen Gesamtgewicht sein.“
Bau bis Dezember ’22
Der Abriss erfolgt in zwei Stufen: in den ersten sechs bis acht Wochen ab dem 15. März und vermutlich bis Anfang Mai die innere Entkernung, danach für acht Wochen – also bis Anfang Juli – der äußere Abriss.
Ende Juli/Anfang August folgen die Gründungsarbeiten mit dem Setzen der Fundamente und dem Rohbau, die von einer direkten Porr-Tochter übernommen werden.
Die Gesamtfertigstellung und Schlüsselübergabe ist für Dezember 2022 geplant.
Andrea Holert (Leder Holert) vom Vorstand der Haarenstraßen-Werbegemeinschaft sagte am Montag: „Wir hier in der Haarenstraße sind froh, dass es jetzt los geht, wenn auch ein Jahr später als erhofft. Natürlich bedeutet das eine erhebliche Beeinträchtigung nach der Lockdown-Zeit, aber wir freuen uns, dass etwas gemacht wird. Das wird ja attraktiver hier, mit Wohnen, Geschäften, Gastronomie. So eine Ruine hier bringt ja nichts.“
Die Werbegemeinschaft plane, die Bauphase immer wieder mit Aktionen zu begleiten, kündigte Florian Isensee an.
127 Wohnungen
Auf dem 2400 qm-Grundstück (50 bis 60 Meter tief, 40 Meter breit) entsteht für 22 Millionen Euro ein Wohn- und Geschäftshaus. Im Erdgeschoss ziehen Einzelhandel und Gastronomie ein, darüber entstehen 127 möblierte Wohnungen à 39 qm. Hinter dem Projekt steht ein Joint-Venture der Vivum GmbH (Fondsmanager für Immobilienprojekte) mit der Anima Projektentwicklungsgesellschaft.
In dem Gebäude war 125 Jahre lang – bis zur Insolvenz 2005 und kurzer Verlängerung – das von Carl Wilh. Meyer 1880 gegründete Einzelhandelsunternehmen selben Namens. 2010 folgte der niederländische Händler Hema, der wegen des Gebäudeverkaufs und des Abrisses vor gut einem Jahr schließen musste. Nachbar Gebers (Bettwaren) zog in die Lange Straße.
Die Porr AG, 1869 gegründet, zählt zu den führenden Bauunternehmen in Europa. Die deutsche Tochter hat 2800 Mitarbeiter.