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Handel „Endlich ein Stückchen Normalität“

Karsten Röhr
Karsten Röhr Lea Bernsmann

Oldenburg - Natürlich kein ganz normaler, sonniger Montagnachmittag – aber: erste Menschen schlendern wieder durch die Fußgängerzone, essen Pommes oder Eis, trinken Kaffee aus Pappbechern, tragen bedruckte Einkaufstüten, Kartons mit Küchenutensilien, Bücher und Frühlingsschuhe mit sich herum.

Auch spontan möglich

Es ist Tag eins der neuen Coronaverordnung, der ersten Lockerung nach monatelangem Darben im Lockdown. Das sorgt für gute Laune. Nicht nur vor, auch in den Geschäften. „Läuft“, sagt Joggingausstatter Ole Grund. In seinem „Sport Reckemeier“ wird das Termin-Buchungs-Angebot gut angenommen. Eine Kundin packt gerade glückselig ihre neuen Laufschuhe ein. „Ich habe ewig lang gewartet, bis die Geschäfte wieder öffnen – im Internet bestelle ich sowas nicht“, sagt die Oldenburgerin. Gut, dass sie so schnell war. Denn die Produktion für den Herbst wurde von den Laufschuh-Herstellern zurückgefahren. Aber heute ist heute – „und im Gegensatz zu den großen Läden, wo sich die neuen Regeln kaum rechnen, funktioniert es bei uns.“

So sind die Regeln:

Seit diesem Montag dürfen Geschäfte, die Corona-bedingt ihre Verkaufsräume schließen mussten, unter bestimmten Voraussetzungen wieder öffnen.

Wer ein solches Geschäft besuchen will, kann sich unter Angabe persönlicher Daten anmelden. „Click and Meet“ nennt sich dieses Termin-Shopping-Angebot.

Erlaubt ist für alle Geschäfte bei Click&Meet eine Kundin oder ein Kunde plus eine weitere Person als Begleitung pro 40 Quadratmeter Ladenfläche.

Diese Regelung gilt, solange die Inzidenz bei einem Wert zwischen 35 und 100 liegt. Aktuell liegt der Oldenburger Wert bei 43,8.

Eine Terminbuchung für Einkaufszeitfenster ist in den Oldenburger Geschäften telefonisch und/oder online möglich, in einigen Läden je nach Verfügbarkeit auch per Sofort-Termin. Lieferungen oder kontaktloses Abholen laufen meist weiter. Genaueres ist auf den Internetseiten der Händler oder den Zetteln an den Schaufenstern zu finden.

Tatsächlich verzichten Ketten wie „Hallhuber“ und „White Stuff“ auf die Chance, Kunden persönlich bedienen zu können. „H&M“ bietet 30-minütige Buchungspakete. Oft kann man auch vorbeischauen – ob etwas frei ist. Auch im „Tafelhaus“ ist das so. Am Eingang liegen Blöcke, auf denen man seine Daten hinterlässt. Sechs Menschen waren bislang in dem Koch- und Dekobedarfsladen. Anfänglich schleppend, jetzt gut, läuft hier das Bestell-und-Abhol-Konzept, sagt eine Auszubildende. Vor „Onken“ stehen dafür bereits Menschen an. Außer einer Durchreiche am Hintereingang scheint das Schreibwarengeschäft dicht Doch der Schein trügt: „Man kann anrufen und ein Zeitfenster buchen. Wir bewerben das nur nicht großartig, weil wir nicht wissen, ob sich das lohnt“, sagt eine Mitarbeiterin.

Für „Isensee“ lohnt es sich ohnehin: Da Bücher jetzt unter die „Güter täglichen Bedarfs“ fallen, darf die Buchhandlung ganz normal öffnen, selbst wenn es zum erneuten Lockdown käme. Leiter Oliver Hopp ist „glücklich“. Die Kundschaft auch, ebenso bei „Buch Brader“, wo man persönliche Beratung gleich in Anspruch nimmt – „endlich wieder“. Noch wären die Menschen etwas verhalten – vielleicht brauche es seine Zeit, überlegt Maik Schönleber, der hier als studentische Aushilfskraft hinter der Kasse steht.

Ein Zwischenschritt

Leffers-Geschäftsführer Sebo Kramer sagt: „Der erste Tag ist sehr gut angenommen worden. Die Kunden und die Mitarbeiter freuen sich, und die Stimmung war sehr positiv.“ Natürlich könne die Regelung nur ein – hoffentlich kurzer – Zwischenschritt hin zu einer normalen Öffnung für alle Kunden sein. Ähnlich klang es im Modehaus Bruns – Chefin Eva Müller-Meinhard sagte: „Wir sind sehr froh, dass das jetzt wenigstens möglich ist, wenigstens das. Wir haben viele Terminanfragen über Mail und Telefon bekommen. Und die Kunden sagen: „Ach, wie schön, dass ich wieder bei Ihnen einkaufen kann.“

Schöner Moment

Der Nachholbedarf an Normalität scheint groß. Bei „Die Form“ durchforsten Damen hochkonzentriert die Frühjahrskollektion. Maximal fünf Kundinnen haben auf einmal Zugang, sie können vorab Termine machen oder sich am Eingang mit dem Smartphone per QR-Code einscannen.

Das Schuhhaus „Zum Norde“ macht Zeitfenster noch traditionell am Telefon aus. Und es gibt viele Anrufe: 20 Kundinnen und Kunden hat Mitarbeiterin Anja Ahrens-Roller bis zum frühen Nachmittag gezählt.

Neuware auch bei „Closed“ am Waffenplatz. „Wir überlegen noch, was wir mit der liegengebliebenen Ware machen“, sagt Inhaberin Sandra Denkena. Zukunftssorgen hat man hier, dank großer Stammkundschaft, nicht. Ob es jetzt aber wirklich aufwärts geht, mag niemand prognostizieren. Über allem liegt eine gute Portion Unsicherheit.

Aber wer heute unterwegs war, weiß das zu schätzen. Eine Leffers-Kundin sagt: „Das war so toll. Endlich mal wieder die ganz Fülle zu sehen. Das war ein Stückchen Normalität, auch das Gefühl zu haben: Sie sind willkommen, auch die Verkäuferinnen freuten sich. Es war für beide Seiten ein schöner Moment und das Gefühl: Jetzt geht es wieder los!“

Karsten Röhr
Karsten Röhr Redaktion Oldenburg
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